Werbung*
Seit 2019 summen Bienen in unserem Garten – die wesensgemäßen Grundsätze von Mellifera nehmen wir uns bei der Betreuung unsere Bienen sehr zu Herzen.
Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie sehr mich die Bienen mit ihrem Wesen und Summen innerlich bewegen und auch allerlei wertvolle Gedanken erklingen lassen. Wir haben in den ersten drei Jahren unserer Bienenhaltung keinen Honig geerntet – auch wenn das flüssige Gold normalerweise der Grund ist, weshalb man Imker:in wird, so hat es doch auch etwas Gutes an sich, wenn man durch achtsame Begegnungen mit den Bienen im Lauf der Zeit erkennt, dass einem die Honigernte eigentlich gar nicht so wichtig ist. Diesen Sommer war es nun aber soweit und unsere Freude natürlich groß. Bei Aglaia haben wir knapp 5 kg, bei Salomé (unserem ersten Bienenvolk) etwas weniger als 3 kg Honig geerntet. Von Frieda, die erst in diesem Jahr zu uns gekommen ist, haben wir natürlich noch keinen Honig stibitzt (im ersten Jahr braucht ein junges Bienenvolk seine ganze Kraft für den Naturwabenbau und die Volksentwicklung). Im Vergleich zu den meisten anderen Imker:innen, die zwischen 20 und 30 kg Honig je Bienenvolk ernten, fällt unsere Honigernte also sehr bescheiden aus, es fühlt sich aber so an, als hätten wir einen sehr kostbaren Goldschatz gehoben. Wir müssen zum Glück nicht von der Imkerei, bzw. Honigernte leben, wir dürfen es uns also leisten, diesen Umgang mit unseren Bienen zu pflegen.
Auch eine Honigschleuder haben wir nicht – die zerbrechlichen Waben unserer Bienenvölker zu schleudern wäre wahrscheinlich auch keine so gute Idee, denn unsere Bienenvölker dürfen ihre Waben nicht nur im Brutraum, sondern obendrein auch im Honigraum komplett selbst im Naturwabenbau bauen (ohne die üblichen Mittelwände, die den Bienen in der klassischen Imkerei gegeben werden, um u.a. den Honigertrag zu erhöhen). In der wesensgemäßen Bienenhaltung stehen das Wohlbefinden und die Bedürfnisse der Bienen im Vordergrund, der Naturwabenbau spielt dabei eine wichtige Rolle:
Die Waben haben viele wichtige Funktionen im Bienenvolk. In den Zellen der Waben wird die Brut herangezogen, sie garantieren somit den Fortbestand des Volkes. Sie dienen zudem als Speicher für Honig- und Pollenvorräte, und auf ihnen sind Tanzböden markiert, auf denen die Kommunikation der Bienen durch Schwänzel-, Sichel- und Rundtänze stattfindet. Der Wabenbau wurde über viele Millionen Jahre perfektioniert. Für die Volksgesundheit sind Wachsschwitzen und Wabenbauen wichtige hygienische Maßnahmen. Dabei sind positive Effekte bei Faul- und Sauerbrut nachgewiesen. Für den Bau von Waben verbraucht ein Volk mehr Honig. Dieser ökonomische Nachteil tritt bei der wesensgemäßen Bienenhaltung wegen der Orientierung auf das, was dem Wesen entspricht und auf langfristige Gesundheit in den Hintergrund.
Den Honig bekommt man zum Glück auch ganz ohne Schleuder aus den Waben: Wie schon früher in der Heideimkerei haben wir die gefüllten Honigwaben einfach grob zerkleinert in einen Honigeimer gegeben, die Wabenstücke mit dem Honigrührer zerstampft und das flüssige Gold mit Hilfe der Schwerkraft und manuellem Auspressen durch ein grobes Sieb in ein darunter stehendes Gefäß fließen lassen. Auf diese Weise bekommt man köstlichen Tropf-/Presshonig (funktioniert auch mit einer Obstpresse – das versuchen wir vielleicht im nächsten Jahr, wenn wir eine gebrauchte Obstpresse aus Edelstahl finden). Der so gewonnene Honig ist gehaltvoller als geschleuderter, enthält mehr Propolis- und Pollenanteile und schmeckt deshalb nicht nur intensiver, sondern macht den Honig durch die wertvollen Inhaltsstoffe sogar noch ein bisschen kostbarer.
Nach dem Zerstampfen haben wir den Honig vor dem Abfüllen nochmal durch ein Honigsieb gefiltert, wobei gröbere Wachsstückchen ausgesiebt werden. Die übrig gebliebenen frischen Bienenwachsreste habe ich eingeschmolzen und in winzige Förmchen gegossen. Mit den hübschen Blümchen möchten wir im Herbst wieder feine Bienenwachsauflagen und duftendes Hustenbalsam machen
Für Kerzen ist dieses besonders feine und reine Bienenwachs viel zu schade (für Kerzen sammeln wir Bienenwachs von Altwaben).
→ Allerlei feine Rezepturen mit Bienenwachs finden sich übrigens in unserem Buch natürlich – Ideen aus der Kräuter- und Blumenwerkstatt
Wer Bienenwachs zu Heilzwecken oder zum Herstellen von Kosmetik besorgen möchte, sollte auf gute Qualität achten. Für Rückstände im Bienenwachs gibt es im Gegensatz zum Honig keine gesetzliche Höchstmengenregelung.
Apropos Rückstände in Honig: ich möchte euch die Aurelia Stiftung sehr ans Herz legen, die sich als Anwältin der Bienen versteht (damit sind nicht nur die Honigbienen gemeint) und sich in vielseitiger Weise für die Artenvielfalt, die Bienengesundheit und eine insektenfreundliche Land(wirt)schaft einsetzt
Das Imkerpaar Sebastian und Camille Seusing hatte seine Bienenvölker seit Mai 2018 an einem Waldrand im Landkreis Barnim aufgestellt. Im April 2019 fanden die Bienen auf dem angrenzenden Feld einen reich gedeckten Tisch vor: Der Löwenzahn stand in voller Blüte. Der Pächter des Feldes, eine von niederländischen Investoren geführte Landwirtschaftsgesellschaft, besprühte den Löwenzahn mit Glyphosat, um das Feld für den Maisanbau vorzubereiten. Seusings Bienen sammelten weiter mit Glyphosat besprühten Blütenpollen und Nektar, bevor der Löwenzahn nach zwei Tagen abstarb. Laboranalysen des Honigs ergaben, dass die zulässigen Rückstandshöchstmengen für Glyphosat bis zu 152-fach überschritten wurden. Imker Seusing musste gleich tonnenweise Honig entsorgen, weil dieser nicht mehr verkehrs- und verzehrfähig war. Aufgrund der wirtschaftlichen Schäden hat Seusing seinen Familienbetrieb mittlerweile aufgegeben.
Wusstet ihr, dass Deutschland neben Frankreich und den USA zu den größten Bienenwachs-Importeuren gehört? Das Bienenwachs wird u.a. aus China importiert. Mich wundert es daher nicht, dass Bienenwachs nicht in jedem Fall ein reines und unbedenkliches Naturprodukt ist, auch wenn es als solches angepriesen und verkauft wird. Es kann mit Rückständen aus der Behandlung von Krankheiten im Bienenstock belastet sein (auch solchen, die in Deutschland gar nicht zugelassen sind) und ist nicht selten mit Fremdwachsen wie Paraffin verunreinigt. Für die Körperpflege sollte man verunreinigtes Bienenwachs (oder solches aus fragwürdiger Herkunft) lieber nicht verarbeiten.
Wer unser oben genanntes Buch gelesen hat weiß, dass ich darin auch einige Zeilen (oder ein paar mehr) über Bienenwachs verloren habe.
Mein Tipp für all diejenigen, die z.B. Bienenwachswickel, Frischhaltetücher oder Balsame. herstellen möchten: Vielleicht habt ihr einen demeter-Imker oder eine demeter-Imkerin in der Nähe, die euch möglichst frisches Bienenwachs verkaufen können. Eine Liste mit demeter-Imkereien könnt ihr HIER finden. Ansonsten kann ich Hannes Gerstmeier empfehlen, der mit etwas Glück feines Bienenwachs aus seiner wesensgemäßen Imkerei in seinem Online-Shop anbietet. Manchmal gibt es auch welches im Mellifera-Onlineshop
Der geerntete Honig bleibt dann für einige Tage zum Klären im Honigeimer, dabei setzen sich kleine Luftbläschen und winzige Bienenwachspartikel als Honigschaum an der Oberfläche ab, den man vor dem Abfüllen vorsichtig abschäumen muss. Wir haben den Honigschaum zum Naschen und für`s Frühstücksbrot in eine kleine Schüssel gefüllt und sind alle ganz angetan von seiner besonderen Konsistenz (vom köstlichen Geschmack sowieso). Manche nennen den Honigschaum auch Imkergold und wer einmal davon genascht hat, weiß warum. Honigschaum fühlt sich an wie Mousse (ohne Chocolat), während die luftige Honigwolke ganz zart auf der Zunge schmilzt, spürt man nach und nach die kleinen Wachspartikel, die etwas grießartiges an sich haben. Zusammen mit dem unsagbar feinen Honigaroma schmeckt der Honigschaum einfach nur himmlisch.
Hier füllen wir Honig in kleine Gläschen ab – uns war ganz feierlich zumute
Zur Krönung haben wir die Gläschen mit selbst gestalteten Honig-Etiketten verhübscht und freuen uns jetzt so, so sehr über den Goldschatz unserer fleißigen Bienchen, die den Frühling und Sommer über Sonnenstrahlen und süßen Blüten-Nektar wundersamer Weise in Honig verwandelt haben und uns damit (wie die Maus Frederick) über die kalten, grauen und langen Wintertage bis zum nächsten Frühling warme Sommererinnerungen in unsere Bäuche und Herzen zaubern werden
Aglaias Honig
Salomés Honig
Zum Schluss noch eine besondere Süßigkeit – Wabenhonig:
Auf dem Bild oben hat man einen guten Blick in die mit Honig gefüllten Zellen. Wabenhonig ist Honig in seiner natürlichsten Form (samt Propolis und Blütenpollenspuren,…) und eine absolut köstliche und gesunde Delikatesse. Wabenhonig kann man direkt so schmausen (das junge helle Bienenwachs ist noch sehr zart). Allzu viel Bienenwachs sollte man aber lieber nicht schlucken, es könnte etwas schwer im Magen liegen, Die meisten spucken den „Imkerkaugummi“ am Ende wieder aus.
Wir geben den Bienen wie oben erwähnt weder im Brutraum, noch im Honigraum Mittelwände. Eine Mittelwand könnte man hier in der Wabenmitte erkennen.
Unten im Bild ist dieselbe Wabe zu sehen, auf der nur einseitig Honig eingelagert wurde. Bei diesem Wabenstückchen ist gut erkennbar, dass junges Bienenwachsüberhaupt nicht gelb, sondern transparent-weiß, bzw. farblos ist (das wusste ich früher nicht). Die gelbe Farbe bekommt das Bienenwachs erst nach und nach durch Einlagerung von Blütenpollen und Propolis. An den Zellenrändern ist die gelbe Farbe bereits zu sehen. Noch immer fasziniert es mich unglaublich, wenn ich eine Wabe in meiner Hand halte und betrachte – es ist ein großartiges Sinneserlebnis. Bienen sind einfach ganz und gar wundersame Künstlerinnen
Honigsüße Sommergrüße,
Michèle
*Dieser Blogbeitrag enthält Verknüpfungen (dunkel hervor gehobene Textstellen) – durch Anklicken erfolgt eine Weiterleitung.