Fast einen Monat lang hier im Blog, vor allem aber auf Instagram den Pausenknopf gedrückt zu halten, das kann man sich heutzutage eigentlich kaum mehr leisten. Wer sich nicht an die Instagram-Regeln hält, also regelmäßig, bzw. möglichst oft (bewegte) Beiträge, Reels oder Storys mit den passenden Worten und Hashtags postet und das am besten zur perfekten Uhrzeit, den bestraft der Algorithmus postwendend. Ich bin zwar keine Influencerin, trotzdem bin ich ein klein wenig abhängig von der quadratisch-praktischen Plattform, die mir immerhin ein ganz nettes Schaufenster bietet (kaum noch jemand liest in Blogs).
Und trotzdem erlaube ich mir, auf den Pausenknopf zu drücken, wenn mir danach ist. Umso schöner, dass sich doch nicht gar so viele Amselnestschaufenstergucker vor lauter Langeweile verabschiedet haben (und heute womöglich der/die ein oder andere stehen bleibt, um die Nasenspitze an die etwas verstaubte Scheibe zu drücken).
Seit etlichen Wochen versuche ich mit einer Enttäuschung und tiefen Verletztheit umzugehen, die mir Menschen zugefügt und zugemutet haben, denen ich vertraut habe und niemals gedacht hätte, dass sie in der Lage wären, mich so sehr zu kränken. Es beschäftigt mich noch immer mehr als mir lieb ist und obwohl diese Sorgen im Vergleich zum beängstigenden Weltgeschehen, das uns wohl allen schlaflose Nächte bereitet, verschwindend klein sind, so trüben sie mein Gemüt noch immer sehr, sehr, sehr. Am liebsten würde ich diesen Menschen nie wieder begegnen – noch lieber wäre es mir allerdings, ich hätte den Mut, genau das zu tun.
In solch einer Stimmung habe ich wenig Muße, Bilder und Zeilen hübsch hier in meinem Blog-Schaufenster oder auf Instagram zu arrangieren, dabei weiß ich eigentlich, dass solch kleine Fluchten für Ablenkung sorgen könnten (zumindest für kurze Zeit).
Ich wische heute also mal mit dem Ärmel ein Guckloch in die ziemlich verstaubte Schaufensterscheibe, damit ihr einen kleinen Blick auf die wunderschönen Hagebuttenzweige erhaschen könnt, die ich pausenlos liebäugeln könnte. Hab den wunderschönen Herbstschatz vor ein paar Tagen vom Spaziergang mit nach Hause gebracht und in einer Vase neben die kleine Schafherde gestellt, die nun an jedem Geburtstag in unserer Familie um ein weiteres Schäfchen wachsen soll (neue Familientradition).
Ach, schön, dass das Herbstleuchten wieder da ist: Ich freue mich ziemlich sehr über die glänzenden Kastanien, die sich nun wieder auf unserem Tisch und in meiner Manteltasche sammeln (ich stecke meinem Mann und den Kindern auch immer wieder welche in ihre Hosentaschen), über das bunte Herbstlaub über meinem Kopf und zu meinen Füßen und die duftende Bienenwachskerze, deren Schein uns seit Ende der Sommerferien wieder jeden Morgen und Abend mit ihrem süßen, warmen und tröstlichen Schein umhüllt. Willkommen, du schöner Herbst
Liebe Grüße mit viel, viel Herbstklopfen,
Michèle