Ich war noch nie so früh wie in diesem Jahr dabei, dem Osterhasen beim Färben der Ostereier unter die Pfötchen zu greifen.
Meistens stehe ich nämlich erst am Ostersamstag spät abends in der Küche, wenn die Kinder im Bett sind. Auch wenn sie nun alle sechs schon groß sind, färbe ich die Ostereier noch immer heimlich und verstecke sie danach zusammen mit meinem Mann rund ums Haus im Garten. Die beiden Jüngsten legen wie immer eine Möhre vor die Türe, streuen ein bisschen Pfeffer* auf die Stufen (ich weiß, das ist gemein) und wir alle freuen uns dann am Ostersonntag über die angeknabberte Möhre und vor allem darüber, dass der Osterhase wohl vor lauter *Niesen ein paar Eier auf der Treppe verloren hat (allesamt zerbrochen).
Dieses Jahr bereitete ich mir selbst mit einer besonderen Färbetechnik eine tagelange riesengroße Freude – ich kann kaum beschreiben, wie glücklich und zufrieden mich solche kreativen Arbeiten machen. Obwohl momentan Ferien sind und ich morgens eigentlich ausschlafen könnte, war ich die letzten Tage vor lauter Vorfreude schon ziemlich früh wach und konnte es kaum erwarten, mit dem Rührlöffel in der Hand (noch vor dem Frühstück) vor meinen geliebten Färbetöpfen zu stehen. Mit Pflanzen zu färben macht mich so, so, sooo glücklich!
Ich mag es sehr, dass mich solche Dinge erfüllen, es ist schön, wenn sich dieses warme, wohltuende Gefühl in mir ausbreitet und mich ein bisschen an meine Kindheitstage erinnert – ich denke, diese große Freude an kleinen Dingen spüren zu dürfen, ist ein kostbares Überbleibsel der Kindheit und ich bin dafür unsagbar dankbar.
Während meiner Erzieherinnenausbildung hatte ich das große Glück, eine sehr, sehr liebenswürdige und kreative Handarbeitslehrerin zu haben. Manche Werkeleien, die wir damals zusammen machten, gehörten zwar nicht unbedingt zu meinen Favoriten, das Ostereierfärben mit Zwiebelschalen war jedoch ein Highlight für mich. Wir färbten die Eier klassisch und pur im Zwiebelschalensud, einige mit Blättchen und Blümchen belegt (in Strümpfen verpackt) und solche, die vor dem Färben in Stoffreste gewickelt wurden, auf denen Zwiebelschalen verteilt waren. Der Anblick am Ende war wundervoll – so viele unterschiedliche Ergebnisse, obwohl wir ausschließlich mit Zwiebelschalen färbten. Leider erinnere ich mich nicht mehr, ob wir die eingewickelten Eier im Zwiebelsud oder in klarem Wasser kochten – es ist schon so lange her. Den gefärbten Tüchern als Nebenprodukt schenkte damals übrigens kaum jemand Beachtung.
Was man so braucht:
- Weiße Stoffreste aus Baumwolle (die Stoffquadrate im Bild sind ca. 20 x 20 cm groß, ich hatte jedoch auch schmale, etwas längere Streifen)
- Allerlei getrocknete Färbepflanzen, ganz nach Belieben und was man vielleicht gerade so im Haus findet. Ich hatte z.B. rote und gelbe Zwiebelschalen, Tagetesblüten, Avocadoschalen und Rotkohl parat. Sie zaubern allesamt tolle Effekte, wie man in der Bildergeschichte unten erkennen kann. Walnussschalen, Spinat, Rote Beete oder Malvenblüten ergeben sicher auch tollen Färbungen. Vorsichtshalber würde ich keine giftigen Pflanzen wie Efeu o.ä. verwenden. Ich hatte schon welche im Färbetopf und mich dann doch dagegen entschieden (wir wollen die Eier ja essen)
- Möglichst helle Eier
- Nicht zu kleine Färbetöpfe (es sollten mehrere Eier samt Färbematerial bequem drin schwimmen können)
- Wasser
- Kochlöffel
- Bindegarn
- Schere
Und so wird`s gemacht:
Den Farbsud koche ich gerne bereits am Vortag, so habe ich am nächsten Tag ausgiebig Zeit zum Färben. Ich gebe zunächst das Pflanzenmaterial zusammen mit reichlich Wasser in den Färbetopf, erhitze es langsam und lasse das Ganze für mind. 1 Stunde sachte vor sich hin köcheln, bzw. versuche ich (vor allem bei Avocadofärbungen) den Sud nicht zu stark zu erhitzen, um die empfindlichen Pigmente zu schonen (am besten also unterhalb des Siedepunkts). Anschließend lasse ich den Sud über Nacht ziehen und abkühlen – meist intensiviert das die Farbkraft. Wenn ich Garne oder Stoffe färbe, seihe ich das Pflanzenmaterial in den meisten Fällen vor dem Färben ab (außer, ich möchte dieselben Effekte wie bei den Ostereiern) – für das Färben von Ostereiern lasse ich es jedoch bewusst im Topf. Auf meinem Herd steht momentan ein Sud mit Tagetesblüten, einer mit roten und gelben Zwiebelschalen (2-3 gefüllte Hände), einer mit Rotkohl (ca. 3 zerkleinerte Blätter) und einer mit Avocadoschalen und -kernen (von einer einzigen Avocado).
Aus den Stoffresten werden nun kleinere Stücke geschnitten (ich hatte hauchzarten Baumwollvoilé und Reste eines alten Bettlakens) und die Pflanzenteile nach Belieben darauf verteilt. Unten im Bild sind gezupfte getrocknete Tagetesblütenblüten vom letzten Sommer und rote und gelbe Zwiebelschalen auf dem Tuch verteilt. Man kann jeweils nur eine Pflanzenart auf den Stoffstückchen verteilen (langweilig ist das übrigens keineswegs) oder nach Belieben bunt gemischt. Nun wird auf jedes Stoffstückchen ein rohes Ei gelegt, das dann vorsichtig eingepackt und kreuz und quer fest mit Schnur umwickelt wird. Beim Einwickeln muss nicht darauf geachtet werden, dass der Stoff glatt am Ei anliegt – ganz im Gegenteil. Ich denke, dass gerade die Falten eine tolle Optik ergeben (was deutlich wird, wenn die Eier ohne Pflanzenteile in Tücher gewickelt werden – aber dazu später mehr)
Die eingewickelten Eier werden nun in den gewünschten Farbsud gelegt (gerne experimentieren, was die Wahl des Farbsuds betrifft, denn das bereitet die größten Überraschungen und am meisten Freude) und dort hart gekocht. Es wäre einen Versuch wert, die Eier wie gewohnt in klarem Wasser, statt in einem Farbsud zu kochen, was eigentlich auch funktionieren müsste. Weil ich jedoch ohnehin auch etwas Wollgarn und Holzperlen färben wollte, fiel meine Wahl auf das Färben im Farbsud und im Nachhinein bin ich froh, denn die dadurch entstandene Farbvielfalt ist einfach pompös. Nach einer Kochzeit von ca. 10 Minuten können die Eier aus dem Topf gefischt werden
Ich lege die Eier anschließend (ohne Abschrecken) zum Abkühlen in eine Schale und wickle sie erst dann aus, wenn sie völlig erkaltet sind (obwohl ich die Geduld hierfür kaum aufbringen kann, ich denke aber, der Farbpracht tut es gut, so lange abzuwarten). Als i-Tüpfelchen reibe die Eier am Ende mit etwas Kokosöl ein (Speiseöl tut`s natürlich auch), spüle die Tücher gut aus und hänge sie zum Trocknen auf die Leine (nicht in der Sonne, die Farben verblassen sonst)
Da ich die Tücher nicht wie beim Pflanzenfärben üblich vorab beize, sind die entstandenen Färbungen wenig lichtecht – schön sind sie dennoch und mir wird sicher eine Idee in den Schoß fallen, was ich mit den Tüchlein so anstelle.
Das Auspacken ist wirklich WUNDERvoll! Kein Ei gleicht dem anderen, jedes ist einzigartig und wunderschön – mal marmoriert, mal wie ein zartes Aquarellgemälde. Ich könnte noch immer vor Freude an die Decke hopsen. Ist es nicht großartig, was die Natur möglich macht?
Das Osterei unten war in einem Tuch mit Zwiebelschalen und Tagetesblüten eingewickelt und wurde im Zwiebelschalensud gefärbt
Einige der bräunlichen Eier wurden ausschließlich mit Zwiebelschalen gefärbt (so simpel und dennoch richtig toll), einige zusätzlich mit eingewickelten Tagetesblüten, die leuchtend-grüne Farbtupfer zwischen das Braun der Zwiebelschalen zaubern (eine große Überraschung für mich, denn ich kenne bisher nur Orange-Gelbfärbungen mit Tagetes)
Das rosa Farbkleid stammt natürlich von der Avocado – ich bin total begeistert. Die Eier wurden hierfür in Tücher ohne Pflanzenteile gewickelt und anschließend im Avocadosud gekocht. Die feine Ton-in-Ton-Marmorierung entsteht allein durch die Falten im Stoff, die Schnürung und die Pflanzenteile, die im Wasser schwimmen. Es wirkt wie ein zartes Aquarell und freut mich volle Lotte.
Die blauen Ostereier wurden im Rotkohlsud gebadet und das, ebenso wie bei der Färbung mit Avocado, ganz ohne Pflanzenteile im Tuch. Dass es so kräftig blau wird, hätte ich nicht vermutet. Für 3 Eier hatte ich hatte 2 zerkleinerte Rotkohlblätter im Topf
Das olivgrüne Osterei unten wurde in einem Tuch mit Tagetesblüten im Tagetesfarbsud gefärbt
Das Osterei unten rechts wurde zuerst in ein Tuch ohne alles gewickelt, dann im Avocadosud gefärbt, anschließend ausgepackt, in ein frisches Tuch mit Tagetesblüten gewickelt und über Nacht nochmal in den Avocadosud gelegt. Hach…ich komme aus dem Staunen und Freuen gar nicht mehr heraus
Das Osterei unten in der Mitte mag ich sehr – es wurde zuerst im Avocadofarbsud gefärbt (mit Tuch), dann in ein frisches Tuch mit Zwiebelschalen gewickelt und nochmals im Avocadosud gebadet. Braun mit rosé – für mich eine Augenweide
Das Osterei unten wurde (wenn ich mich richtig erinnere) mit Zwiebelschalen verpackt und im Zwiebelschalen-Tagetes-Sud gefärbt. Am Ende schüttete ich nämlich den Zwiebelsud zusammen mit dem Tagetessud in einen Topf. Man kann eigentlich nichts falsch machen, einfach mutig sein und alles ausprobieren, was einem so einfällt, sich überraschen lassen und staunen, was die Natur hervorbringt. Es macht unglaublich viel Freude, ich bin noch immer ganz aus dem Häuschen und würde von nun an am liebsten jeden Tag Ostereier färben. Ich glaube, ich werde Osterhäsin
Zum Schluss noch die Holzperlen, die zusammen mit den Ostereinern gefärbt wurden (Zwiebelschalen und Tagetes – die Avocado-Holzperlen fehlen hier im Bild, die mussten noch etwas trocknen)
Frühlingsgrüße mit vielen Farbtupfern auf der Schürze, auf dem Küchenboden und im Herzen sowieso,
Michèle