Seit Ende Mai 2019 summt`s in unserem (kleinen) Garten, ein ziemlich aufregendes erstes Bienenjahr liegt hinter uns und womöglich wird es noch viel turbulenter, falls unsere Bienenkönigin demnächst mit tausenden ihrer Schwestern ausfliegen, bzw. vielmehr schwärmen möchte. Vielleicht müssen wir auch noch ein Jahr warten… Ich denke oft an den letzten Frühsommer zurück, als ich mich gleich nach der Ankunft zu meinem ersten Bienenseminar bei Mellifera ganz unverhofft mitten in einem riesigen Bienenschwarm wieder gefunden habe. Ein sehr herzlicher Empfang war das (und passender hätte es gar nicht sein können), vor allem aber war es ein überwältigend schönes Gefühl und Glück dazu, das Wiedereinheimsen der Bienen im Gebüsch (nur wenige Meter neben der Bienenbeute – einem Weißenseifener Hängekorb) beobachten zu dürfen. Einen Bienenschwarm sollte man nämlich möglichst einfangen, um ihm entweder eine neue Behausung zu geben oder an einen anderen Imker weiter zu reichen. Beim Gedanken an`s Schwärmen wird mir allerdings auch ein bisschen mulmig zumute – zugucken ist eins, selbst einfangen doch wieder etwas ganz anderes. Aber das gehört eben mit dazu, man wächst j (hoffentlich) mit seinen Aufgaben und außerdem darf man auch erst einmal miteinander vertraut werden.
Mit etwas Glück können wir diesen Sommer auch zum ersten Mal ein bisschen Honig stibitzen – um das möglich zu machen, haben wir vorigen Mittwoch das Hinterstübchen (den hinteren Bereich) unserer Bienenkiste mit Honigleisten bestückt.
Leider haben wir beim ersten Versuch die Leisten falsch herum zusammen gehämmert – tja, Anfängerfehler. Jetzt wissen wir aber Bescheid.
Im Brutbereich sind in unserer Bienenkiste keine Mittelwände, wie es meistens der Fall ist. In der wesensgemäßen Bienenhaltung bauen die Bienen ihre Waben im Brutraum selbst, auch die demeter-Richtlinien schreiben das so vor (genauso möchten wir es später auch in der Einraumbeute halten). Im Honigraum kann/darf dagegen mit Mittelwänden gearbeitet werden – nächstes Jahr, wenn ich etwas mehr Erfahrung habe, versuche ich es vielleicht auch im Honigraum mit Naturwaben. Habt ihr schon einmal Naturwabenbau gesehen? Guckt mal, wie wunderschön sie anzusehen sind (wenn hier auch nur vom Boden her betrachtet) – Bienen sind einfach großartige Architekten mit einem so feinen Sinn für Formen. Man kann doch nur ehrfürchtig hinschauen…
Könnt ihr erkennen, wie nebeneinander liegende Waben „miteinander sprechen„?:
Beim Öffnen des Deckels ist leider ein Stückchen Wabe abgerissen (etwa in der Mitte ist die Stelle zu sehen) – die Bienen reparieren das aber wohl einfach wieder.
Bis zum Winter hin war der vordere Teil in unserer Bienenkiste noch nicht vollständig mit Waben ausgebaut – hier unten auf dem ersten Bild sieht man den Wabenbau einige Wochen nach dem Einzug der Bienen (während der ersten Wochen nach dem Einzug ist der Bautrieb am größten) – Bild zwei ist im September, das dritte Anfang Oktober 2019 entstanden:
(Bild 1 und 3 habe ich durch die hintere kleine Klappe fotografiert, die man herausnehmen kann, um einen kleinen neugierigen Blick ins Innere zu werfen)
Mir fällt eben (wieder) etwas auf: Im Bild oben erkennt man, dass die Bienen ein Stück Wabe am Boden angebaut haben – das ist wahrscheinlich genau die Stelle, die nun beim Öffnen (vielleicht auch schon im Dezember bei der Oxalsäure-Behandlung) abgerissen ist. Mein Imkerkollege war damals leider etwas voreilig beim Abnehmen des Deckels – vielleicht rührt die Wunde im Wabenbau tatsächlich noch von damals her. Ich bin immer wieder froh um meine vielen Fotos – sie können mir dabei helfen, bestimmte Umstände besser nachzuvollziehen.
Unsere fleißigen Bienchen haben die vergangenen Wochen emsig weiter gebaut (die Jungs helfen dabei nicht, sie kommen nur zum Vespern nach Hause), der vordere Teil der Bienenkiste ist nun prachtvoll ausgebaut. Nun kann zwischen Kirsch- und Apfelblüte der sogenannte Honigraum (im hinteren Teil der Bienenkiste) eröffnet werden (hier werden also die oben erwähnten Mittelwände eingehängt). Zuerst lagern die Bienen den Honig vorne im Brutbereich ein (direkt oberhalb ihrer Brut). Dieser Honigvorrat ist für den täglichen Bedarf der Bienen und ihren Nachwuchs, bzw. natürlich auch als Vorrat für den Winter. Tragen die Bienen im Laufe der Zeit viel Nektar ein, tragen sie den Honig weiter nach hinten in den Honigraum (so ähnlich wie wir Menschen – Vorräte für den täglichen Bedarf lagern wir gleich in oder nahe der Küche – Kartoffeln, Lageräpfel, Eingemachtes wie Marmeladen usw. kommen in die Speisekammer, bzw. wird in den Keller getragen). Der Honigraum der Bienen ist also sowas wie unsere Speisekammer und von diesem gaaanz hinten lagernden Honig mopsen wir uns im Sommer ein paar Gläschen.
So schade, dass ich den Duft nicht mit der Kamera einfangen kann!
Hier wird schon fleißig die Wabe geflickt, aus der ein Stück heraus gebrochen ist. Ich bin gespannt, wie die Stelle in einigen Wochen aussehen wird
Natürlich hat sich jemand über den etwas unverhofften Wabenschatz gefreut (besser gesagt zwei) – ganz frischer Honig, der allererste unserer Bienen – was für ein Naschglück. Ich wünsche mir, dass die Kinder auch später noch einen Freudenhopser machen, wenn sie die mit Honig überzogenen Finger genüsslich in den Mund stecken.
Unten ist das Trennschied zu sehen, das zwischen Brut- und Honigraum hängt, solange im hinteren Bereich noch kein Honig eingelagert wird. Bevor man dort Honigleisten hinein hängt, muss das Trennschied heraus genommen werden (man öffnet den Bienen sozusagen die Türe ins Honigspeisekämmerchen). Seht ihr diese orangefarbenen Spuren rings herum? Das ist Propolis! Bienen dichten sämtliche Risse und Zwischenräume mit diesem Wundermittel ab – was mit Propolis verbunden wird, lässt sich nur mit Kraft und Mühe wieder voneinander lösen (der Stockmeißel ist das wichtigste Werkzeug des Imkers). Um Propolis herzustellen, sammeln Bienen Harze von Knospen, Bäumen und Blättern und vermischen es mit ein bisschen Bienenwachs, Pollen und Sekreten. Die Bienen überziehen sogar sämtliche Oberflächen mit einem hauchdünnen Propolisfilm – Propolis ist nämlich nicht nur ein prima Fugendicht oder Klebstoff, sondern dazu auch ein natürliches Antibiotikum (es wirkt gegen Viren, Bakterien und Pilze). Ich kratze Propolis wie hier am Schied immer mit dem Stockmeißel ab und sammle jedes noch so kleine Krümelchen in einem Glas. Wenn ich genug beisammen habe, machen wir daraus Propolistinktur (die ist aus unserer Hausapotheke nicht mehr wegzudenken – ich erzähle ein anderes Mal mehr).
Für heute klappe ich mein Bienentagebuch wieder zu – lieben Dank, dass ihr drin gelesen habt!
Bleibt gesund,
Michèle ♥