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In Bienentagebuch Vimmerbee

Almas Einzug in die Einraumbeute

Mellifera Einraumbeute, wesensgemäße Bienenhaltung, naturnahe Bienenhaltung, Schwarmeinzug, Naturschwarm
*Werbung (unbeauftragt)

Gestern war ein ganz und gar besonderer und aufregender Tag – etwas überraschend haben wir nicht sehr weit von uns entfernt einen Naturschwarm angeboten bekommen. Vielleicht fragen sich manche, was es mit einem Naturschwarm auf sich hat?! Aus dem Bienenvolk wird auf diese Weise ein neues Bienenvolk heraus geboren.

Es ist heutzutage leider nicht mehr üblich, dass Bienenhalter mit dem Schwarmtrieb imkern (der Umgang damit ist zum einen etwas aufwändig, zum anderen hat der Imker dadurch auch weniger Honigertrag, bzw. im ersten Jahr eines Jungvolks überhaupt keinen). Als Alternative zum Naturschwarm gibt es in der wesensgemäßen Bienenhaltung die Alternative des vorweg genommenen Schwarms, für den naturnah imkernde Bienenhalter das Schwarmbedürfnis der Bienen respektieren und dieses nicht wie in konventioneller Bienenhaltung durch heutzutage übliche Methoden versuchen zu verhindern.

Vorgestern ist das Bienenvolk, aus dem heraus unser Schwarm geboren ist, ausgeschwärmt – abends haben wir den Anruf der Imkerin mit der frohen Botschaft bekommen, die Bienen dann gestern abgeholt und am selben Nachmittag bei Sonnenschein und milden Frühlingstemperaturen in unsere bereit stehende Mellifera-Einraumbeute einlaufen lassen (die Nacht zuvor haben die Bienen in einem dunklen Raum verbracht und sich dort zusammen mit der Königin im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander eingestimmt). Meistens werden Bienen in die Behausung (die Beute genannt wird)  „eingeschlagen„, d.h. sie werden von oben in die Beute gekippt (hört sich schlimmer an als es ist). Wer`s gerne natürlicher und ursprünglicher mag (und falls das Wetter passt), lässt seine Bienen in die Beute einlaufen. Es ist ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, tief berührend, aufregend, wundersam – einfach ein ganz besonderer Zauber!
Damit die Bienen sich ihren Weg ins neue Zuhause suchen, wird ein Brett o.ä. leicht schräg vor das Flugloch gelegt und mit einem weißen Tuch bedeckt. Zuvor waren sie über Nacht dicht an dicht als Schwarmtraube in der Schwarmfangkiste des Imkers, aus der sie mit einem kräftigen Ruck auf das Tuch geschüttet werden. Dann beginnt das faszinierende Spektakel (wir haben es schon voriges Jahr erlebt, HIER ist der Beitrag dazu)! Wie von Zauberhand streben die Bienen intuitiv, wie von einem unsichtbaren Schnürchen gezogen, von der Helligkeit hin in Richtung der dunklen Öffnung (Flugloch). Sind die ersten Bienen rein spaziert, folgen alle anderen wie in einem Strom. Sobald die ersten Bienen ihr neues Heim für gut befunden haben, winken sie die anderen vor dem Tor mit einem speziellen Lockduft herbei (sie sterzeln), als würden sie rufen „hiiiier her bitteschön, hier geht`s lang, kommt alle herein in die gute Stube – hier wollen wir unsere Waben bauen„. Und das tun sie tatsächlich augenblicklich, denn die Bienen stehen sozusagen vor dem Nichts. Sie brauchen Raum zum Leben, frisches Wabenwerk für Nahrung und Brut. Der Schwarm beginnt mit seiner Stockmutter (Bienenkönigin) als neues Volk noch einmal ganz von vorne, während in der vorherigen Behausung die andere Hälfte des Volks zusammen mit der dort frisch geschlüpften Jungkönigin, die noch begattet werden muss, bevor sie befruchtete Eier legen, weiter lebt und das Volk wieder aufbaut. Für beide ist es ein Neuanfang, wenn auch in jedem etwas anders. Es ist so schön und ergreifend, von all diesen Dingen zu erfahren, mit und von den Bienen zu lernen und sie so nah beobachten zu können. Wunderbar, das zusammen mit meiner Familie zu erleben und mit den Kindern staunen zu dürfen.

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Über Kurz oder Lang möchte ich gerne ohne Schleier an den Bienen stehen und so oft es geht, tun wir das auch – aber es gibt Ausnahmen, bei denen wir unsere Schleier tragen. Ich reagiere leider sehr stark auf Bienenstiche, weswegen ich noch etwas vorsichtig bin. Die Stimmung gestern war aber unglaublich ruhig mit wunderschönem Bienengesang, deshalb habe ich irgendwann meinen Schleier gelüftet und auch meine Handschuhe zur Seite gelegt. Den Kindern überlasse ich es selbst, ob sie sich lieber ganz sicher fühlen möchten oder sich trauen, ohne Imkerjacke bei den Bienen zu sein. Alma müssen wir auch erst einmal kennen lernen.

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Hier sind schon sehr viele Bienen in der Beute, einige laufen noch auf dem weißen Leintuch und etliche sitzen an der Wand – das Flugloch ist wie verstopft, man erkennt es zeitweise kaum, weil alle Bienen hinein drängen

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Und schaut mal diese Bienchen hier – es sieht aus, als würden sie eine Räuberleiter machen. Auf diese Weise werden sie sich auch im Inneren der Beute in der Bautraube in Ketten/Bauketten wie ein Lot nach unten zum Erdmittelpunkt gerichtet aneinander fädeln, um in Windeseile exakt senkrecht nach unten hängende Waben zu bauen (die Beute muss deshalb unbedingt mit Hilfe einer Wasserwaage ausgerichtet und aufgestellt werden).

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Als ich gestern los gefahren bin, um unsere Bienen abzuholen, habe ich so im Stillen bei mir gedacht, dass sich all das ein kleines bisschen wie eine Geburt anfühlt – die vielen Vorkehrungen, die dazu gehören, um bereit zu sein für das neue Bienenvolk, die aufregende Botschaft, dass es nun tatsächlich los geht, sich auf den Weg machen, die Bienen aufgeregt und behutsam in Empfang nehmen und Willkommen heißen, die aufregende Fahrt zurück nach Hause.  Beim Einlaufen lassen der Bienen  ist mir dieses Gefühl wieder in den Sinn gekommen. Seltsam und schön, dass mein Mann wenige Augenblicke später meine Gedanken laut ausgesprochen hat  „es fühlt sich ein bisschen an wie eine Geburt“.

Sonnige Frühlingsgrüße,

Michèle ♥

Profilbild, Michèle Brunnmeier, Fotograf, Bietigheim-Bissingen, Ludwigsburg

*Dieser Blogbeitrag enthält Verknüpfungen (dunkel hervor gehobene Textstellen). Erwähnungen, persönliche Empfehlungen & Verknüpfungen in diesem Blogbeitrag sind freiwillig und beinhalten weder beauftragte noch honorierte Werbung!