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Es ist doch immer wieder eine helle Freude, so ein richtig echtes Buch in den Händen halten und darin blättern zu dürfen, für das man über viele Monate hinweg im stillen Kämmerlein vor sich hin werkelte.
Im August erschien unser neues Buch Winterfreuden, beim Angucken habe ich das Gefühl, der wohlige Schäfleduft, der warm und weich durch die 112 Buchseiten weht, würde mir geradezu in die Nase steigen, denn wie der Untertitel schon verrät, dreht sich sich alles um Schäfchenfeine Handarbeiten. Daniela Dreschers zauberschöne Illustrationen machten es Herz & Hand leicht, allerlei liebevolle Winterdinge zu zaubern. Wie immer ist die Handschrift von Heike Rohner, die mit ihrem feinfühlig gestalteten Layout aus einem Handarbeitsbuch eine liebevolle Augenweide schafft, wieder einmal von der ersten bis zur letzten Buchseite erkennbar. Ein Glück für mich, Anteil an diesem Werk haben zu dürfen. Dafür (und für vieles andere mehr) 1000 Dank an acufactum, vor allem an Meike – Herz & Seele des Verlages ♥
Auch in diesem Buchprojekt gibt es wie die letzten Male ein Lieblingsprojekt, das mir besonders am Herzen liegt: In Winterfreuden ist es der adventlich gestaltete Jahreszeitentisch auf der alten Waschkommode (Seite 80-83) mit den lockigen Wickelschäfchen, die zwischen zartem Lichterschein, Sternenglanz und goldenen Glöckchen im Schlehenzweig umher springen – darunter die Adventsspirale, die Hand in Hand mit meinem Mann entstand. Überhaupt – dieser prächtige Schlehenzweig…guckt euch den mal an!
In meine Wickelschäfle habe ich mich bis über beide Ohren verliebt – es fiel mir deshalb ein bisschen schwer, mich von ihnen zu trennen (→ sämtliche Handarbeitsmodelle, die in den Büchern zu sehen sind, werden dem Verlag acufactum überlassen, damit sie auf Messen und Ausstellungen gezeigt werden können).
Ich durfte dieses Mal etwas abseits vom manchmal ziemlich lebhaften Familienalltag zwei Wochen lang in Heides bezaubernden Fachwerkhäuschen fotografieren (Heide ist die Großmutter eines Freundes meiner Tochter – sie ist ein so unglaublich wunderbarer und feiner Mensch, dass ich es kaum in Worte fassen kann). Eines Tages brachte sie mir einen prachtvollen Schlehenzweig, weil sie dachte, ich hätte vielleicht eine Verwendung für diese Naturschönheit. Und ob ich die hatte (auch für einige der anderen Schätze, die manchmal mit einem lieben Gruß einfach vor der Türe lagen, wenn ich zum Fotografieren ins Häuschen kam) – beim Anblick der Schlehdornen musste ich an das Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ denken und schon war die Idee zur adventlichen Jahreszeitentisch-Dekoration geboren.
Die heimelige Adventsszene ist jedenfalls meine ganz persönliche Winter- und Herzensfreude aus unserem neuen Handarbeitsbuch und bis auf eine wollige Winzigkeit ist im Buch alles zum Nacharbeiten beschrieben…
Nur die Beschreibung des kleinen Christkinds in der Walnusswiege fehlt (aus Platzgründen), weswegen ich heute eine Filz-Anleitung im Amsel(le)nest nachreiche – viel Freude dabei:
Materialien
- zum Filzen geeignete Schafwolle in den Farben Naturweiß & Haut, ggf. etwas Braun für die Haare (ich verwende größtenteils Wolle im Vlies)
- 1 Pfeifenputzer
- Wasser
- Olivenölseife, Schmierseife oder eine andere Seife, die sich zum Filzen eignet
- Nadel & goldenes oder gelbes Stickgarn
- nach Bedarf Filznadel
P.S.: Ich möchte euch so gerne bitten, den Schafen zuliebe möglichst auf Mulesing freie Wolle zu achten – im Textillexikon von Hess Natur sind weitere Infos zu finden (→ in Südafrika ist Mulesing z.B. seit 2009 verboten. Neuseeland stellt Mulesing seit 2010 auf freiwilliger Basis größtenteils ein)
Anleitung für ein gefilztes Christkind:
Fülle ca. 1 l möglichst heißes Wasser in eine Schüssel, gib ca. 1 Esslöffel Schmierseife (oder einen Löffel voll Seifenraspel) dazu, rühre gut, bis sich die Seife im Wasser löst. Kürze den Pfeifenputzer auf eine Länge von ca. 6 cm und umwickle die beiden Enden jeweils dünn mit hautfarbener Filzwolle
Wickle bis ganz zu den Enden hin und knicke die umwickelten Enden anschließend ca. 0,5 mm nach innen, sodass sauber umfilzte Rundungen und die angedeutete Händchen entstehen. Wickle das restliche Wollsträhnchen nach dem Umknicken noch einmal drum herum
Wickle naturweiße Wolle um den Pfeifenputzer herum, bevor du diesen in warme Lauge tauchst. Rolle die Ärmchen anfangs sachte, dann immer fester zwischen deinen Handflächen hin und her. Tauche den Pfeifenputzer dazwischen immer wieder in das Seifenwasser und rolle so lange weiter, bis sich die Wollfasern durch den Filzprozess etwas verfestigen, lege die Ärmchen nun erst einmal beiseite.
Ziehe vorsichtig einen daumendicken und ca. 10 cm langen Strang aus dem naturweißen Wollvlies heraus, knote diesen in der Mitte…
…schlage die beiden Enden nach unten und wickle unterhalb des Knotens etwas Garn herum
Unterhalb des Knotens ist nach wie vor zu erkennen, wie sich der Wollstrang entzweit – platziere das Köpfchen (Knoten) mittig über dem vorbereiteten Ärmchen…
…und verbinde, bzw. umwickle die beiden Wollstränge direkt unterhalb des Pfeifenputzerärmchens fest mit einer dünnen Wollsträhne
Lege etwas hautfarbenes Vlies über das Gesichtchen und tauche es anschließend kurz in das warme Seifenwasser (nach Bedarf immer wieder etwas heißes Wasser zugießen)
Lege etwas vom naturweißen Wollvlies wie ein Häubchen um das Köpfchen herum, befeuchte es leicht mit warmem Seifenwasser
Wickle feine Strähnchen naturfarbener Wolle um den Körper, falte vorab jedoch den unteren Wollstrang etwas nach hinten, sodass zum einen unten eine Rundung entsteht, zum anderen dadruch auch die Körperlänge angepasst wird. Die Gesamtlänge des Püppchens hier auf den Bildern misst knapp 5 cm. Falls das Christkind später in einer Walnuss-Wiege liegen soll, muss die passende Nuss dazu gefunden werden – je kleiner das Püppchen, desto einfacher ist es, eine passende zu finden (manchmal findet man in offen angebotenen Walnüssen richtig schöne große, die picke ich mir immer extra heraus). Umwickle den Rumpf nach und nach weiter mit dünnen Wollvlies-Strähnen, bis der kleine Filzling einem gepuckten Wickelkind ähnelt.
Wickle hinten und vorne noch eine feine Strähne über Kreuz um Schultern und Hals und bade den nun doch schon ziemlich süßen Wonneproppen anschließend kurz im warmen Seifenwasser. Nun den Filzling zärtlich mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl streicheln und zwar rund herum – zwischendurch immer wieder in warmes Seifenwasser tauchen. Die Oberfläche wird spürbar fester, die Wollfasern verhaken sich ineinander und verfilzen zunehmend. In dieser Phase lässt sich das Püppchen auch gut modellieren – ich drücke es z.B. in den Achseln etwas zusammen, sodass es an dieser Stelle ein klein wenig schlanker wird als im unteren Bereich, den ich gerne schön rund und etwas propper mag. Auch Köpfchen und Gesicht versuche ich jetzt ganz sachte zu gestalten. Es ist vergleichbar mit dem Modellieren von Ton oder Knete – Proportionen und Körperformen versuche ich mit meinen Fingern und Händen harmonisch zu gestalten. Merke: Stellen, die gedrückt und/oder gewalkt werden, schrumpfen. Würde ich das Püppchen z.B. mit dem Popo auf meine Handfläche setzen und mit der haltenden etwas Druck nach unten zur Hand hin ausüben, dabei den Popo in kreisenden Bewegungen reiben, würde sich der Rumpf zusehens verkürzen (die Länge lässt sich also noch etwas regulieren). Ist das Christkind fertig, wird es mit kaltem klarem Wasser gut ausgespült und zum Trocknen auf ein gefaltetes Handtuch an einen warmen Ort (z.B. Heizung) gelegt. Wer mag, kann nach dem Trocknen noch einige Härchen aufnähen, mit einer feinen Filznadel kleine Äuglein andeuten und einen Hauch rote Bäckchen ins Gesicht zaubern.
Wickle zum Schluss noch etwas gelbes oder goldenes Stickgarn um den Körper, die Garnenden werden im Inneren des Püppchens vernäht. Wer es ganz nach Waldorf-Art nur sachte angedeutet mag, kann die Ärmchen und Äuglein auch weglassen und ein gepucktes Jesulein wie hier filzen:
Wie man diese vielseitig verwendbaren hübschen Spandöschen macht, ist HIER beschrieben
Unser Buch Winterfreuden ist in jedem Buchladen erhältlich (bzw. bestellbar) oder auch bei mir persönlich zum Preis von 24,90 € (versandkostenfrei) über hallo@amselle.de
Herzlichst, Michèle
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