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Johanniskraut-Auszug

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Am Johannitag denke ich besonders wehmütig an unsere Waldorfkindergartenzeit zurück – an die mit Blumenkränzchen geschmückten Kinder, an das wunderschöne Rosentörchen, durch das alle singend hindurch liefen, um auf die große Wiese zu gelangen, auf der wir unser Johannifest feierten und wo die von den Kindern mit Aquarellfarben bemalten, leuchtend gelb-orange-farbenen Johannibälle mit flatternden „Feuerschweifen“ aus Krepppapier durch mit Glöckchen behangene große Holzreifen flogen. Mit das Schönste an Johannitagen war das riesengroße Feuer am Abend (das so groß war, dass es immer bei der Feuerwehr angemeldet werden musste), um das wir auf duftenden Heuballen herum saßen und bis in die Nacht Johanni-Lieder sangen (ein kleiner Kreis an Familien samt Kindergärtnerin schlief nach dem Fest sogar auf der Wiese unterm Sternenhimmel). Das waren so wundervolle Zeiten……


Zumindest die Farbenpracht der Johannibälle von damals holten wir uns gestern in den Garten – wir batikten Sommershirts zusammen mit den Nachbarskindern. Eins davon hatte kürzlich Geburtstag, als Geschenk luden wir es samt großer Schwester zu uns in den Garten ein und verwandelten viele weiße Hemdchen in sonnig leuchtende Kunstwerke. Nachdem ich am Ende alle Shirts noch in die Waschmaschine steckte, brachten meine Buben das fertig geschnürte Johanni-Päckchen samt einem lieben Pippa & Pelle-Gruß am Abend zum kleinen J.

Batiken mit KIndern zu Johanni

Um die Mittagszeit sammelten wir nochmal Johanniskraut – dieses Mal nicht, um damit zu färben (weitere Bilder folgen) – ich möchte Johanniskraut-Öl und -Tinktur für unsere Hausapotheke herstellen ( für uns und auch für Weihnachtsgeschenke). Man sagt, Johanniskraut speichert die Wärme, das Licht und die Heilkraft der Sonne und ich muss dabei wieder einmal an die kleine Maus Frederick denken, die in Leo Lionnis wunderschöner Geschichte nicht wie all die anderen Mäuschen Körner und Nüsse für den langen Winter sammelt, sondern Sonnenstrahlen, Farben (und Wörter). So ähnlich machen wir das auch – wir sammeln Sonnenkräfte und versuchen, sie in Johanniskraut-Öl und-Tinktur zu konservieren (ooooh, und Farben sammeln natürlich auch).
Die Mazerate werden uns aber bestimmt nicht nur im Winter nützlich sein. Der Ölauszug soll u.a. bei Sonnenbrand, wunder, rissiger oder trockener Haut helfen, die Narbenheilung unterstützen und eignet sich natürlich auch als Massageöl bei Verspannungen usw. Der Wirkstoff Hypericin, der in Johanniskraut enthalten ist und die Mazerate immer so wunderschön rot färbt, wirkt wohl außerdem depressionslindernd, bzw. kann generell seelisches Unwohlsein lindern (wenn die Winterzeit beispielsweise nicht nur die Tage dunkler macht, sondern auch das eigene Gemüt).*

Das hier ist unser Öl-Mazerat – man füllt dafür frische Johanniskrautblüten und -blättchen (beides nicht waschen – ich verwende bewusst bis auf die Wurzeln alle Pflanzenteile, nicht nur die Blüten) in ein braunes Glas (schützt das Öl und die Wirkstoffe vor UV-Strahlung) und übergießt es mit einem kalt gepresstem Öl, das möglichst lange haltbar ist (ich nehme am liebsten Bio-Olivenöl). Man sollte das Glas beim Ölauszug keinesfalls mit einem Deckel (wie ich vor einigen Jahren mal), sondern lediglich mit einem luftdurchlässigen Stoff wie Mull oder Gaze verschließen (ich hatte noch ein Stückchen schwarzen Tüll) – der Ölauszug könnte ansonsten schimmeln. Das Glas wird für einige Zeit in die Sonne (bzw. Wärme) gestellt – ein lichtes warmes Schattenplätzchen ist vielleicht sogar geeigneter als zu viel direktes Sonnenlicht! Manche raten, das Mazerate ca. 4-6 Wochen ziehen zu lassen, andere empfehlen eine wesentlich kürzere Zeit, weil die Wirkstoffe durch zu Sonneneinstrahlung evtl. verloren gehen könnten. Tja, ich werde den Ölauszug wohl ca. zwei Wochen ziehen lassen (zwischendurch immer mal etwas schütteln – das dann natürlich mit einem richtigen Deckel). Am Ende wird das Mazerat durch ein feines Sieb oder Mulltuch in saubere Gläschen gegossen, mit einem Deckel verschlossen und am besten im Kühlschrank, zumindest aber dunkel, aufbewahrt. Mein letztes Öl war im Kühlschrank und war auch nach einem Jahr noch ok – man sollte unbedingt prüfen, ob das Öl mit der Zeit ranzig wird und es dann natürlich nicht mehr verwenden. Dieses Jahr möchte ich gerne Salbe aus dem Johanniskraut herstellen.

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Die Tinktur wird genauso hergestellt, statt mit Öl wird das Johanniskraut jedoch mit mind. 40 %igem Alkohol übergossen und das Glas mit einem Deckel verschlossen, damit der Alkohol nicht verdampft (bei hohem Alkoholgehalt besteht keine Schimmelgefahr). Leider hatte ich gestern kein uweites braunes Glas zur Hand, weswegen ich vorerst ein helles Einmachglas verwendete. Sobald ich ein braunes Glas habe (ich kaufe immer Bio-Joghurt in braunen Gläsern), fülle ich das Ganze einfach um. Der alkoholische Auszug färbt sich übrigens sehr schnell rot (hier auf dem Bild von gestern ist es noch nicht zu sehen, heute leuchtet es im Glas aber schon wunderschön rot). Für die gefilterten Tropfen werde ich mir in der Apotheke braune Fläschchen mit Tropfaufsatz besorgen und die Tinktur dann auch im Kühlschrank aufbewahren (die Tinktur kann äußerlich und innerlich angewendet werden)

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*Noch ein bisschen Kleingedrucktes zum Schluss: Ich bin keine Ärztin, auch keine Apothekerin – falls euch die Wirksamkeit und vor allem die Anwendung von Johanniskraut interessiert, solltet ihr euch unbedingt selbst schlau machen!

Sonnige Grüße,

Michèle ♥

Profilbild, Michèle Brunnmeier, Fotograf, Bietigheim-Bissingen, Ludwigsburg