Vor knapp drei Wochen haben wir Honigleisten in unsere Bienenkiste gehängt und bei der Gelegenheit nach unserem emsigen Bienenvolk geschaut. Wir sind so froh, dass es seinen ersten Winter so gut überstanden haben, was nicht selbstverständlich ist.
Gestern haben wir noch einmal den Deckel unserer Bienenkiste gelupft, um nachzusehen, ob unsere Bienen in Schwarmstimmung sind. Um das heraus zu finden, hält man nach ganz besonderen Zellen im Bienenstock Ausschau, nach Schwarmzellen oder Weiselzellen. Weiselzellen sehen ganz anders aus als die, in denen die Bienen Vorräte einlagern, bzw. in denen Arbeiterinnen oder Drohnen heranwachsen. Weiselzellen werden für junge Prinzessinen gebaut – zur richtigen Königin wird eine Bienenprinzessin aber erst nach der Begattung (und zwar durch mehrere Drohen!), erst dann kann sie als Bienenkönigin befruchtete Eier legen, aus denen Arbeiterinnen schlüpfen (aus unbefruchteten Einern schlüpfen Drohnen). Weiselzellen sind nicht nur größer als die übrigen Brutzellen, sondern auch sehr eigenartig geformt – sie weisen zudem nach unten.
Wir haben tatsächlich vier Weiselzellen entdeckt, was aber nicht unbedingt bedeuten muss, dass die Stockmutter dort auch wirklich ein Ei hinein legt – momentan sind die drei Prinzessinnenwiegen noch leer (wenn sie leer bleiben, waren es Spielnäpfchen). Wir gucken also in ein paar Tagen nochmal rein. Falls bis dahin tatsächlich ein Ei zu sehen ist oder sogar eine Larve, wissen wir, dass unser Volk schwärmen möchte – ansonsten vielleicht nächstes Jahr. Es bleibt spannend!
Weiselzellen werden meist (unten) an den Wabenrändern gebaut – hier ist eine zu sehen und etwas verborgen im Dunkeln dahinter eine zweite:
Apropos Dunkelheit – woher das Wort stockdunkel stammt ist mir erst so richtig bewusst, seit wir Bienen haben
Auf dem Bild unten ist die etwas versteckte Schwarmzelle besser zu erkennen:
Die Zellen mit den dicken Häubchen oben drauf, sind Drohnenzellen – hier wachsen also Bienenjungs heran (die übrigens keinen Stachel haben). Die dicken gemütlichen Faulpelze, die scheinbar nur (grooooße) Augen für Prinzessinnen haben, kommen nach ihren sonnigen Spazierflügen meist gegen Nachmittag zurück in den Stock (ich könnte die Uhr nach ihnen stellen), werden dort von den Arbeiterinnen umsorgt und zu einem Tässchen Nektar eingeladen (tja, allerdings nur bis in den Spätsommer hinein, dann werden bei der Drohnenschlacht sämtliche Drohnen mirnixdirnix vor die Türe gesetzt).
Drohnenbrut erkennt man augenblicklich – Drohnen sind popperer als Arbeiterinnen, deshalb bekommen sie auch so großzügige Kämmerchen.
Guckt mal – hier kann man durch die dünne Wachswand sogar schon Bienen erahnen (in diesem Stadium sind die Bienen noch ganz weiß). Man sieht außerdem, dass immer zwei Brutkammern aneinander liegen, die Bienen liegen Popöchen an Popöchen und schlüpfen mit dem Kopf voran aus ihren Zellen (emsige Arbeiterinnen schlüpfen am 21. Tag nach Eiablage, schlafmützige Drohnen am 24. Tag – eine Bienenkönigin schon am 16. Tag)
Da – schaut mal die beiden Wabenenden an, wie harmonisch sie beieinander liegen – ist das nicht wunderschön? Wie Yin & Yang…
Unten sieht man den hinteren Bereich der Bienenkiste – den sogenannten Honigraum, in den wir vor knapp drei Wochen die Honigleisten (mit Mittelwänden) eingehängt haben (siehe DIESER Blogbeitrag). Unsere fleißigen Bienchen haben die Mittelwände inzwischen ausgebaut, denn das Zellvolumen muss für die Einlagerung von Honig (oder Brut) vergrößert werden. An den beiden äußersten Waben rechts und links ist noch die kantige Form der Mittelwände zu erkennen.
Bei konventioneller Bienenhaltung werden in der Regel auch im Brutraum Mittelwände vorgegeben, auf denen die Bienen keine Drohnenzellen bauen können (und auch nicht sollen) – die vorgeprägte Zellengröße ist zu klein für Drohnenbrut. Bienen möchten aber (zumindest den lieben langen Sommer lang) unbedingt Drohnen haben, weswegen man Leerrähmchen einhängt, in die die Arbeiterinnen Drohnenwaben bauen können. Die Drohnenbrut wird vom Imker aber noch vor dem Schlupf heraus genommen und die Brut vernichtet.
Kurze Erklärung dazu: die Varroamilbe nistet sich am liebsten in Drohnenbrut ein, vermehrt sich also größtenteils dort, was mit ein Grund dafür ist, dass in der konventionellen Bienenhaltung Drohnen unerwünscht sind. Außerdem futtern die Drohnen im Laufe ihres Daseins auch reichlich Honig, was den Ertrag des Imkers natürlich schmälert (genau wie das natürliche Schwarmgeschehen). Auch zur Begattung der Jungköniginnen sind Drohnen in der konventionellen Imkerei nicht sonderlich wichtig, denn man kann bereits befruchtete junge Bienenköniginnen kaufen.
In der wesensgemäßen Bienenhaltung handhabt man all das anders (auch demeter-Imker). Naturnah arbeitende Imker versuchen, die dem Wesen des Bien entsprechenden Bedürfnisse so gut es geht zu beherzen – Drohnen werden nicht nur als unnötige Mittesser und Begatter betrachtet. Die Bienen wissen besser als wir Menschen, was für das Leben im Volk wichtig ist. Leider behandelt man ein Bienenvolk heutzutage oftmals wie einen Baukasten, den man sich so zusammen setzt, wie man ihn gerne haben möchte und vergisst dabei, was für ein wundersames und schützenswertes Wesen man vor sich hat.
Ich glaube, dass die Drohnen auch so etwas wie Harmonie in ein Volk tragen. Drohnen gehen übrigens nicht nur im eigenen Volk ein und aus, sie statten auch Völkern in der Umgebung einen Besuch ab und lassen sich dort gerne zu einem Rüsselchen Honig einladen. Womöglich halten sie bei einem Stückchen Bienenbrot ein nettes Schwätzchen und kümmern sich so um gute Nachbarschaft. Was wissen wir Menschen schon über das Bienenleben…?!.
Für mich sind die Bienen WUNDERsame Wesen und es freut mich zu wissen, dass ich schon den ein oder anderen Bienentagebuchleser mit meiner Bienenliebe angesteckt habe.
Man muss ja selbst gar keine Bienen halten, um ehrfürchtig zu staunen. Falls ihr Fragen habt – ich sammle gerade und versuche demnächst, sie so gut ich kann zu beantworten.
Sonnige Grüße, bleibt gesund,
Michèle ♥