Wie versprochen erzähle ich noch, was wir mit den kleinen Dochtstückchen zauberten, die beim Gießen der Walnusskerzchen übrig blieben….
Mit den Dochtabschnitten ohne Metallfüßchen lassen sich noch zuckersüße Wichtelkerzen ziehen – auf ganz klassische Weise, nur viel, viel kleiner (und schneller).
Zum Schmelzen und Kerzenziehen eignet sich wieder ein hitzebeständiges Becherglas, Einmachglas, eine saubere leere Konservendose o.ä. Den Behälter mit Bienenwachs bitte ausschließlich in ein Wasserbad, niemals direkt auf die Herdplatte stellen! Den kleinen Dochtabschnitt oben mit den Fingern fassen und kurz (wirklich nur für wenige Sekunden!) in flüssiges Bienenwachs tauchen (dann ein kleines Liedchen singen oder um den Tisch herum laufen, um sich die Zeit zu vertreiben, die es braucht, bis sich die feine Wachsschicht etwas abkühlt und so fest ist, dass diese nicht beim folgenden Tauchgang wieder schmilzt). Das Ganze so lange wiederholen, bis die Wichtelkerze die gewünschten Stärke hat.
Wenn die Wichtelkerzen beinahe fest sind, schneide ich den unteren Teil mit einem sehr scharfen Messer gerade. Während dem Schneiden rolle ich die Kerze vorwärts, anschließend tauche ich das Kerzchen ein letztes Mal in das Wachs und klopfe den Kerzenboden auf einer glatten Unterlage (z.B. Teller) eben
Unsere Wichtelkerzen sind ca. 4-5 cm lang und haben unten einen Durchmesser von ca. 5-6 mm
Wundersamerweise fand offenbar der Nikolaus unsere Wichtelkerzen und stellte sie dem Tomte hübsch verpackt samt winzigen Stricknädelchen vor die Wichteltür…
Den passenden Kerzenständer aus einem Eichelhütchen hat Tomte glücklicherweise längst in seinem Bestand und dass er sich zum Abendbrot wohl gerne eine kleine Kerze anzündet, erkennen wir daran, dass diese jeden Morgen ein Stückchen kleiner ist.
Die Stricknadeln sind bisher allerdings verschwunden….
Dieses kleine Männlein lebt nun schon seit vielen, vielen Jahren bei uns im Haus, macht sich im Frühling und Sommer etwas rar, ab dem Herbst findet man seine Spuren im Haus wieder häufiger, in der Advents- und Weihnachtszeit ist er dann fast täglich auf seine Weise anwesend und bekommt dann auch jeden Abend etwas zu Essen und Trinken auf sein Tischchen gestellt, manchmal einen Brief von den Kindern, neue Streichhölzer o.ä. Gerne darf er unser Mitbewohner bleiben, selbst wenn eines Tages alle unsere Kinder ausgeflogen sein sollten! Als er bei uns einzog, gab es nicht ansatzweise so viel Wichtelzubehör in den Geschäften, wie es heutzutage der Fall ist und ich muss gestehen, dass mir bis auf gaaanz wenige Kleinigkeiten kaum etwas davon gefällt, weil ich es sozusagen nicht als standesgemäß für einen Wichtel halte (das ist natürlich mein persönliches Empfinden, ich möchte damit niemandem zu nahe treten). Ich finde es einfach schade, dass es so viel fix und fertigen Wichtelkram zu kaufen gibt und dadurch vielleicht die eigene Fantasie ausbremst wird. In meinen Vorstellungen baut sich ein Wichtel die Dinge, die er zum Leben braucht, größtenteils aus dem, was er vor seiner eigenen Nasenspitze im oder ums Haus herum entdeckt, packt wohl dann und wann mal seine Säge aus, um sich ein Stühlchen aus einem dicken Ast zu bauen, ein Bauklötzchen aus dem Kinderzimmer in eine Treppe zu verwandeln und wie man sieht, töpfert er auch recht ansehlich. Wenn das aber mit dem wachsenden Angebot in den Läden so weiter geht, steckt der Wichtel seine Zipfelmütze zum Waschen demnächst womöglich in eine winzige Waschmaschine und streckt seine müden Beinchen mit einem minikleinen Tablet auf dem dicken Bauch lehnend auf einem mausgrauen Klippan-Sofa aus.
Ob nicht ein Teil des Zaubers verloren geht, wenn die Wichtelwelt so menschlich-modern ausstaffiert wird? Ein Hauswicht hat sicher nichts dagegen, wenn wir ihm gemeinsam mit unseren Kindern ein wenig unter die Ärmchen greifen und hier und da aus der Spontaneität heraus improvisieren (wodurch meist ganz zauberhaft-wichtelige Ideen entstehen)!Der gewebte Teppich vor unserer Wichteltür stammt z.B. noch aus Kindergartentagen, das Tischchen bekam eine Tischplatte aus einer Baumscheibe, als Klingel an der Wichteltür dient ein goldenes Glöckchen, an einem Ast,… Bei uns kommen die Dinge nach und nach dazu, denn eine Wichtelwelt darf wachsen (wie es doch jedes Zuhause tut) und die Fantasie wächst einfach mit!
Dezembergrüße,
Michèle