Dieser Beitrag enthält (unbeauftragte) Werbung
Der heutige Weltbienentag ist es doch ein schöner Anlass, hier endlich einmal wieder etwas in mein Bienentagebuch zu schreiben.
Am Weltbienentag 2021 durfte unser erster selbst „gepflückter“ Bienenschwarm (Aglaia) in sein neues Zuhause in unserem Garten einziehen (am Tag davor zog der Schwarm in unserem Beisein aus unserer Mellifera-Einraumbeute aus, die von unserem Bienenvolk Alma bewohnt wurde). Über den Winter verloren wir Alma leider. Es war der erste Völkerverlust, seit wir Bienen haben und traf mich mitten ins Herz.
Es verging etwas Zeit, in der ich die verwaiste Einraumbeute verschlossen ließ, bis ich mich endlich aufraffen konnte, die Beute auszuräumen und zu putzen, damit irgendwann ein neues Bienenvolk einziehen konnte – es stimmte mich ganz schön wehmütig, als mir Almas Duft beim Saubermachen in die Nase stieg. Wenn ich geahnt hätte, dass schon bald wieder emsiges Treiben am Flugloch herrschen würde, wäre mir vielleicht ein bisschen leichter ums Herz gewesen: Am Muttertag bekam ich nämlich überraschend die Nachricht eines Imkerkollegen aus Stuttgart, der einen Schwarm mit einer frisch geschlüpften Bienenprinzessin (→ eine unbegattete Königin) abzugeben hatte. Es war sehr aufregend, die Bienen, die von W. bereits aus einem Baum in Nachbars Garten geborgen wurden, zu uns nach Hause zu holen. 1,6 kg wog der Bienenschwarm, der da nun im Kofferraum unseres Autos in der Schwarmbox vor sich hin summte.
Während der Fahrt kam mir ein Name für unsere neuen Gartenbewohnerinnen in den Sinn:
Frieda
Zu Hause stellten wir die Schwarmfangkiste (Bild oben) mit den Bienen für eine Nacht in den kühlen Keller (zur sogenannten Kellerruhe), wo sich der Schwarm beruhigen und sammeln konnte, bevor er am nächsten Tag in seine neue Behausung einziehen sollte (ein Naturschwarm hat für ca. 3 Tage Honig dabei, muss also nicht hungern). Ich ging nachts einige Male in den Keller und setzte mich vor die Schwarmbox, um nachzusehen, ob es den Bienen gut ging, konnte erkennen, dass sie bereits als harmonische Traube am Deckel hingen und hörte ihrem ruhigen Murmeln zu – ein gutes Zeichen!
Die Einraumbeute stand ja zum Glück fertig geputzt parat…
…die Rähmchen mussten allerdings noch frisch gedrahtet werden. Unsere Zwillinge halfen mir dabei, sie sind schon geübt darin und freuen sich mindestens genauso über ihr Geschick, wie ich!
Am nächsten Tag konnte ich es kaum erwarten, nach der Arbeit im Kindergarten heim zu kommen, um alles für Friedas Einzug vorzubereiten. Wir ließen unsere Bienenvölker bisher immer eigenständig in ihre Beuten einlaufen – manche Imker*innen bevorzugen es, die Bienen von oben direkt in die Beute zu kippen, was für mich unvorstellbar ist (ich würde so viel vermissen)! Den Einzug der Bienen zu beobachten, das war bisher für uns alle immer ein besonderes Fest. Jedes Mal stehe ich ehrfürchtig im Garten, staune und bekomme Gänsehaut bei diesem wundervollen Ereignis. Es ist so schön und sehr, sehr berührend (ähnlich wie das Schwärmen der Bienen).
Frieda war friedlich (Nomen est Omen), weil ich aber leider ziemlich heftig auf Bienenstiche reagiere und kein Risiko eingehen wollte (ich wollte vermeiden, wegen Reaktionen auf einen Bienenstich womöglich ein paar Tage nicht zur Arbeit in den Kindergarten gehen zu können), zog ich zumindest Sonnenhut samt Schleier und Imkerhandschuhe an (diese nur anfangs, wie man gleich sehen wird). Ich hätte beides nicht gebraucht!
Es klappte auch dieses Mal wieder alles wie am Schnürchen – die Bienen fanden innerhalb weniger Augenblicke den Beuteneingang und marschierten zielstrebig darauf zu.
Es war nun das vierte Mal, dass wir bei uns zu Hause das Einlaufen lassen eines neuen Bienenvolkes erleben durften, es berührte mich trotzdem nicht weniger wie am Anfang. Dieses Mal hatte ich das große Bedürfnis, den Bienen noch ein bisschen näher zu kommen, ihnen mit einer Geste zu zeigen, dass sie bei uns sehr, sehr erwünscht sind. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, die Bienen zu berühren, zu spüren – auch mein eigenes Vertrauen in diese besonders friedliche Stimmung (wo ich doch sonst sehr, sehr selten mutig bin).
Als unsere Zwillinge mich beobachteten, legten sie auch ihre Hand über den murmelnden Bienenfluss.
Phasenweise konnte man kaum erkennen, wo sich der Eingang befindet, erst nach und nach war das Flugloch wieder zu sehen
Die Bienen verschwanden zusehends in der Einraumbeute – die, die sich in Fluglochnähe befanden, sterzelten* und fächeln damit ein Pheromon in die Umgebung, mit dem sie ihren Schwestern den Weg in ihr neues Zuhause zeigten – die Prinzessin war wohl schon drinnen.
*Beim Sterzeln strecken die Arbeiterinnen ihren Hinterleib nach oben und fächeln in besonderer Weise mit ihren Flügeln, sodass sie das Pheromon in der Umgebung verteilen, jedoch nicht zum Fliegen abheben (sehr raffiniert). Im Bild oben lässt sich die sogenannte Nassanoffsche Drüse als kleine weiße Stelle erkennen. Die Bienen legen diese Duftdrüse frei, indem sie das hinterste Segment des Hinterleibs nach unten klappen und so das Pheromon abgeben können (es enthält Geraniol – einen rosigen Zitrusduft). Die schnellen Flügelschläge verteilen den Duft in der Umgebung.
Nach knapp 2 Stunden waren alle Frieda-Bienchen in der guten Stube, die ersten Bienen flogen sich bereits ein (merken sich so ihren neuen Standort) und erkundeten dann schon einmal die nähere Umgebung.
Als Willkommensgruß stellten wir am nächsten Tag endlich das Vimmerbee-Holzschild, das schon seit einem guten Jahr darauf wartet, vor die Bienenstöcke
Ich bin wieder einmal so, so dankbar für dieses Erlebnis und darüber, dass nun wieder zwei Bienenvölker (Aglaia & Frieda) am Haus stehen (unser drittes Bienenvolk Salomé steht in einem großen Garten bei Bekannten im Ort).
Summende Grüße,
Michèle
*Dieser Blogbeitrag enthält Verknüpfungen (dunkel hervor gehobene Textstellen) – durch Anklicken erfolgt eine Weiterleitung.