Ich hoffe, niemand stört sich an diesen Blogbeitrag, weil hier ein lebloses Mäusekind zu sehen ist. In unserer Gesellschaft hat der Tod leider wenig Platz….
Kinder gehen mit dem Tod noch sehr natürlich um, das finde ich nicht nur sehr schön, sondern auch wertvoll und wichtig und möchte das gerne gut begleiten.
Unser Garten gleicht seit vielen Jahren einem Tierfriedhof. Früher haben unsere großen Kinder sämtliche Tiere beerdigt, die sie irgendwo gefunden haben, nicht nur unsere verstorbenen Hasen. Inzwischen ist das häusliches Tierbestattungsinstitut sozusagen in die 5. und 6. Generation, an unsere Zwillinge übergegangen – sie führen dieses besondere Ritual sehr gewissenhaft und liebevoll weiter, was mich immer wieder rührt, weswegen ich heute auch diese Bilder zeigen möchte (und dazu eine passende Buchempfehlung habe).
Die letzte „große“ Tierbeerdigung ist ein gutes Jahr her, damals ist unsere Julekatze mit knapp 18 Jahren gestorben – sehr traurig und bewegend für unsere ganze Familie. Es war uns ein großes Bedürfnis, ihr ein schönes Plätzchen im Garten zu finden.
Voriges Jahr hat uns sogar ein Nachbar ein totes Vögelchen gebracht, das er auf dem Gehweg vor dem Haus gefunden hat, damit wir es beerdigen, weil er selbst keinen Garten hat, sich aber gedacht hat, dass meine Kinder sich sicher gerne darum kümmern würden.
Unsere beiden Jüngsten pflegen dieses Ritual sehr würdevoll, erweisen jedem gefundenen toten Vögelchen oder Mäuschen die letzte Ehre.
Vor wenigen Tagen sind mir im Garten zwei Kinderhände entgegen gestreckt worden:
„Mama, schau mal wie schön ich es der kleinen toten Babymaus gemacht habe“ .
Da war ich wirklich sprachlos – ein so geborgenes und wertschätzendes Schneckenhausbettchen für die Beerdigung….
Es war ein Mäusebaby, meinem Sohn hat es sehr leid getan, dass das Mäuslein schon so früh gestorben ist. Er wollte es ihr wohl deshalb besonders gemütlich und schön machen. Unter einem zarten Busch hat er das Mäuschen dann begraben, die Erde mit frisch gepflückten Rosenblütenblättern bestreut und natürlich auch ein kleines Kreuz darauf gestellt.
Vor zwei oder drei Jahren bin ich auf dieses kleine Bilderbuch gestoßen: „Die besten Beerdigungen der Welt“ (Moritz Verlag).
Gleich beim ersten Durchblättern war mir klar, dass wir dieses Büchlein unbedingt brauchen. Es hat sich ein bisschen so angefühlt, als würde es die Geschichte meiner Kinder erzählen.
Aber selbst wenn das nicht so gewesen wäre, ich hätte es trotzdem gekauft. Der Tod war lange Zeit ein Tabuthema in der Kinderliteratur.
Leben und Tod, Freude, Unbeschwertheit und Trauer finden in dieser Geschichte ihren gleichberechtigten Raum. Der Tod wird weder verharmlost, noch dramatisiert, die kindliche Unbedarftheit, Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der die Kinder den Tod akzeptieren und damit umgehen, ist das Besondere und Ungewöhnliche in diesem Buch.
Ganz furchtlos, manchmal sonderbar humorvoll, heiter und poetisch erzählt Ulf Nilsson vom Tod, was den ein oder anderen Erwachsene vielleicht sogar ein bisschen irritiert. Bei mir war das im ersten Moment jedenfalls so, das muss ich gestehen. Auch die Zeichnungen und Farben von Eva Eriksson sind sehr leicht.
Die Erzählweise und Stimmung ist so ganz anders als die im Bilderbuch „Abschied von Rune“ (Verlag Ellermann), das wir auch seit vielen Jahren haben – es geht sehr zu Herzen und ist daher eher weniger ein Buch, das man einfach mal so aus dem Bücherregal nimmt. „Die besten Beerdigungen der Welt“ aber schon. Es ist irgendwie ein ganz normales Bilderbuch, das von einem (eigentlich) ganz normalen Thema erzählt.
KLAPPENTEXT
(aus dem Schwedischen von Ole Könneke)
„Ester, Putte und „ich“ gründen an einem langweiligen Tag ein Beerdigungsinstitut. Für alle toten Tiere, die sonst keiner beachtet, wollen sie die besten Beerdigungen der Welt ausrichten! Mit einer toten Hummel fängt alles an. Ester will sie begraben. Auf einer Lichtung, zu der nur der geheime Pfad der Kinder führt. Ester ist fürs Schaufeln zuständig, „ich“ für ein Gedicht am Grab und der kleine Putte soll dazu weinen. Aber eine Beerdigung ist natürlich nicht genug. Jetzt werden noch mehr tote Tiere gebraucht. Ester greift zum Telefon…„
Sonntagsgrüße,
Michèle ♥