unbeauftragte Werbung
Vom 21. – 27. März 2021 beteilige ich mich zusammen mit sechs anderen Accounts auf Instagram an der Aktion 7 Getreide – 7 Wochentage – 7 Planeten (unter den hashtags #waldorfwoche & #getreidewoche). Jede(r) von uns 7 übernimmt ein Getreide – mir flog die Gerste zu, worüber ich mich ziemlich freue…
Instagram lässt zwar etwas mehr als 2000 Zeichen für den Text unter einem Beitrag zu, was meist ausreicht, für manche Themen ist so ein Limit aber doch etwas knapp, daher hier nun einer kleiner Plausch zum Thema.
Unsere sechs Kinder gingen alle in denselben Waldorfkindergarten und erlebten dort während ihrer Kindergartenzeit wie an den meisten Waldorfkindergärten die immer wiederkehrende rhythmische Abfolge der Getreide-Mahlzeiten – montags gab es Reisbrei (mit Obst oder Gemüse), Dienstags Gerstenbrei mit Obst, Mittwochs Hirsebrei mit Apfelkompott, Donnerstags Roggenvollkornbrot mit Kräuterquark und Rohkost, bzw. selbst gebackene Brötchen mit Honig oder Marmelade, Freitags Hafer-Müsli mit viel frischem Obst. Meine Kinder kamen so nicht nur in den Genuss vollwertiger Leckereien, sondern sie bekamen zudem auch ein kindgemäßes Gespür und Gefühl für die Wochentage – es war Verlass darauf, dass eine neue Woche immer und immer wieder mit dem Reistag begann (der wiederum auch der Wasserfarbenmaltag war) und der Müslitag läutete freitags das Wochenende ein. Der Reistag und der Müslitag und all die (Getreide)-Tage dazwischen nahmen die Kinder sozusagen an die Hand und führten sie sicher und vertrauensvoll durch die Woche. Ich empfand das als eine sehr schöne Bereicherung – der Grund, weshalb mit diesen sieben Getreidearten Woche für Woche in rhythmischer Abfolge die Mahlzeiten gemeinsam mit den Kindern zubereitet werden, ist natürlich ein anderer:
Die anthroposophische Ernährungslehre bringt die sieben Getreidearten mit dem Rhythmus der Wochentage und der sieben Planeten in Einklang. Udo Renzenbrink* ordnete vor ca. 50 Jahren sieben Getreidearten den sieben Wochentagen und sieben Planeten zu (daran orientieren sich in der Regel bis heute alle Waldorfkindergärten und so gibt es an jedem Wochentag eine Mahlzeit mit dem zugehörigen Getreide:
Montag – Mond (lundi) – Reis
Dienstag – Mars (mardi) – Gerste
Mittwoch – Merkur (mercredi) – Hirse
Donnerstag – Jupiter (jeudi) – Roggen
Freitag – Venus (vendredi) – Hafer
Samstag – Saturn (samedi) – Mais
Sonntag – Sonne (dimanche) – Weizen
In Klammern steht die französische Bezeichnung der Wochentage – ich finde, bei einigen Tagen wird der Bezug zu den Planeten noch deutlicher als in unserer Sprache.
*Udo Renzenbrink war Arzt, Ernährungsforscher und Autor der Bücher Ernährung unserer Kinder und Die sieben Getreide – er gründete auch den Arbeitskreis für Ernährungsforschung.
Ich finde es in vielerlei Hinsicht wertvoll, dass in Waldorfkindergärten in dieser Weise auf die Ernährung geachtet wird und natürlich kann man sich diesen Getreide-Rhythmus auch mit nach Hause nehmen (ohne es dogmatisch zu sehen) – selbst wenn man keinen Bezug zur Anthroposophie, bzw. zur Waldorfpädagogik hat, kann man damit eine gesunde Vielfalt auf den Tisch und in den Bauch bringen (was ja keinesfalls schadet).
Mir tat es gut, mich wieder einmal etwas mehr mit dem Thema Getreide zu beschäftigen und das möchte ich auch weiter tun. Ich warte gerade auf das Buch Die 7 Getreide, dass mir netterweise der Autor Peer Schilperoord direkt aus der Schweiz schickt, weil es hier in Deutschland nicht zu bekommen war. Seine Idee war, das Buch Die Sieben Getreide – Nahrung für den Menschen von Udo Renzenbrink zu überarbeiten (die erste Auflage erschien 1981, die fünfte und unveränderte Ausgabe 2014).
Das Thema Ernährung, im speziellen Getreide, ist so ein wichtiges und großes Thema, ich kann und mag hier deshalb nur ein paar Worte dazu schreiben. Auch wenn dieses Thema Teil meiner Weiterbildung am Waldorfkindergartenseminar war – ich bin noch lange keine Ernährungsfachfrau. Wer möchte, kann gerne meine Buchempfehlungen oder Links durchstöbern.
Was ich seit der Zeit, in der ich mich sehr mit Vollwerternährung und Getreide beschäftigte nicht mehr missen möchte (und jedem ans Herz legen kann), sind unsere Getreidemühlen.
Seit mehr als 20 Jahren steht eine wunderschöne elektrische Getreidemühle in unserer Küche – sie mahlt und mahlt und mahlt….. Ich finde, es ist geschmacklich ein großer Unterschied, ob man fertig gemahlenes Vollkorngetreide verarbeitet oder ob das Getreide frisch gemahlen wird! Man schmeckt es beim Backen von Brot, Brötchen oder auch im Kuchen – ich sehe den Unterschied schon am Teig. Trotzdem mag ich auch Kuchen oder Brötchen aus hellem Mehl, in hellen Brötchen- oder Brotteig gebe ich allerdings immer noch zusätzlich einen Teil grob geschrotetes Getreide dazu
Für meine Kinder wollte ich gerne noch eine Handmühle, weil sie damit zum einen selbst tätig werden können und spüren, wie viel Kraft das Mahlen des Getreides erfordert, zum anderen anschaulicher beobachten können, wie aus den kleinen Getreidekörnern Mehl wird (in der elektrischen Mühle geschieht das ja mehr im Verborgenen).
Jetzt aber endlich wie oben angekündigt ein bisschen was zu meinem Getreide, der Gerste:
Die kräftigende Gerste wird dem Mars zugeordnet.
Ich erinnerte mich bis vor Kurzem gar nicht mehr daran, dass die Gerste zu den allerersten Getreidearten gehört, die gesammelt und kultiviert wurden – die Gerste ist sozusagen unser Urgetreide und entstand in der Region des fruchtbaren Halbmondes. Woran ich mich noch gut erinnere ist, wie mir meine Oma früher Gerstenbrei kochte (sie nannte es Gerstenbrei), wenn ich Bauchweh hatte. Heute weiß ich, dass Gerstenschleim ein altes Hausmittel und sehr heilsam wirken kann. Gerste kann Giftstoffe binden, wirkt reinigend, aufbauend und kräftigend, vor allem nach Krankheiten (ganz besonders für Kinder und ältere Menschen). Ich kann mich auch an Gerstenwasser erinnern, das ich als Kind aber im Gegensatz zum Gerstenbrei nicht so gerne mochte. In England ist Gerstenwasser als Barley Water bekannt. Es soll eine belebende Wirkung haben (weshalb es bei Sportler wohl beliebt ist) und kann auch warm als Punsch beim Aufkommen einer Erkältungen getrunken werden.
Bei meiner Oma gab es früher einen ganz einfachen Gerstenbrei mit Zimt & Zucker und so blieb mir dieser Brei auch in guter und or allem sehr warmherziger Erinnerung. Man kann so einen Gerstenbrei aber natürlich auch mit ein bisschen Firlefanz zubereiten – so vielleicht:
Gerstenbrei mit Obst & Walnuss-Topping – Rezept für ca. 4 Personen
- 3 Tassen Vollkorn-Gerstenflocken
- 1 1/2 Tassen Wasser
- 1 1/2 Tassen Milch/Pflanzenmilch
- ein bisschen Vanillemark
- eine Handvoll Walnüsse
- 1 großer Apfel (am besten ungeschält)
- ca. 3 Bananen
- Agavendicksaft, Ahornsirup, Honig oder Zimt-Zucker
Die Getreideflocken mit Milch und Wasser in einen Topf geben und ca. 5-10 Minuten in der Flüssigkeit quellen lassen. Nun alles zusammen möglichst schnell zum Kochen bringen, dann sogleich die Temperatur auf die kleinste Stufe stellen und so lange leise vor sich hin köcheln lassen, bis die Flüssigkeit vom Getreide aufgenommen ist.
Den Gerstenbreit etwas abkühlen lassen, währenddessen ab und zu umrühren. Nun wahlweise einen Schluck Schlagsahne oder für die vegane Variante nochmal etwas Pflanzenmilch zugießen (der Gerstenbrei sollte schön locker vom Löffel fallen). Eine der Bananen mit einer Gabel zerdrücken, den Apfel grob reiben und beides unter den Gerstenbrei heben (vor allem die Apfelraspel machen den Brei schön fluffig). Die gehackten Walnüsse in einer Pfanne (ohne Zugabe von Öl) anrösten. Den Gerstenbrei in Schüsselchen füllen, mit Bananenscheiben belegen (ein paar Blaubeeren dazu sind auch sehr fein), geröstete Walnüsse darüber streuen und nach Wunsch das Ganze mit ein bisschen Agavendicksaft, Ahornsirup oder flüssigen Honig versüßen (Apfel und Banane geben dem Brei eine milde Süße, vielen genügt das schon) – meine Kinder mögen es allerdings am allerliebsten, wenn ich noch ein bisschen Zimt-Zucker darüber streue (und ich mag das auch ziemlich gerne, weil mich diese Kombination so sehr an meine Kindheit erinnert).
Mit dieser lustigen Gans knacken meine Kinder übrigens immer unsere Nüsse:
Ich hab` Lust, auch zu den anderen 6 oben aufgeführten Getreidenarten hier im Blog ein Rezept aufzuschreiben, das werde ich wohl nach und nach mal machen.
Guten Appetit,
Michèle
P.S. mit Gerstenkörnern kann man auch prima Ostergras säen – jetzt würde es vielleicht noch reichen!
Dieser Blogbeitrag enthält Verknüpfungen (dunkel hervor gehobene Textstellen – durch einen Klick erfolgt eine Weiterleitung). Erwähnungen, persönliche Empfehlungen & Verknüpfungen in diesem Blogbeitrag sind freiwillig und beinhalten keine honorierte Werbung!