0
In Backen/ Rezepte

vom Korn zum Brot

In der 3. Klasse haben die Kinder an Waldorfschulen traditionell eine ausgiebige Ackerbauepoche (die sich ziemlich lang bis in den nächsten Frühling zieht) und dazu gehört es, dass die ganze Klasse ein eigenes Feld bestellt. So haben unsere beiden Buben in dieser Woche mit ihrer Klasse einen Acker in der Nähe der Schule gepflügt und Dinkel gesät (alles mit den eigenen Händen und vereinten Kräften), um im kommenden Frühjahr hoffentlich reichlich Getreide (und Stolz) ernten zu können. Jedes Kind darf dann mit diesem Getreide sein eigenes Brot im Holzofen backen – ein Teil des Getreides wird für die nächste dritte Klasse zum Säen aufbewahrt.

Heute haben meine Kinder eine Ähre aus der Schule mitgebracht, bzw. ist eigentlich nur noch der Strohhalm übrig geblieben – die Reste der Ähre sind überall im Auto verteilt, die Körner waren schnell im Bauch verschwunden. Ganz stolz haben sie mir erzählt, dass man aus diesem Strohhalm sogar wie aus einem „richtigen“ Strohhalm trinken kann. Sapperlott – da habe ich den Strohhalm erst einmal in die Hand genommen und gesagt, dass eben das doch der richtige Strohhalm sei, eben ein Stroh-Halm. Da waren die beiden ganz Ohr und ihnen ist augenblicklich ein Lichtlein aufgegangen – es war so schön, das in ihren Gesichtern abzulesen.

Irgendwie war es mir heute nach all den freudigen Erzählungen meiner Kinder vom Ackerbau in dieser Woche ein Anliegen, wieder einmal Brot zu backen. Dinkelgetreide haben wir eigentlich immer im Haus und erst vor wenigen Tagen habe ich im Bioladen Natursauerteigextrakt gekauft. Wir backen meist Brötchen (ganz einfach mit Hefe) und eher selten einmal Brot, weil ich gestehen muss, dass es mir einfach nicht so gut schmeckt wie das Vollkornbrot, das es im Bioladen gibt. Mir hat neulich eine Freundin erzählt, dass Brot mit Sauerteig viel genüsslicher sei als wenn man es einfach nur mit Hefe bäckt. Irgendwann möchte ich auch den Sauerteig selbst ansetzen, für den Anfang habe ich es aber einfach mal mit dem schnellen Extrakt versucht und muss sagen, dass unser heutiges Brot wirklich ein Gedicht ist (hoffentlich auch morgen noch – duftig frisch schmeckt es halt am besten).

Unsere Getreidemühle haben wir schon seit über 20 Jahren und ich möchte sie keinesfalls mehr missen. Als wir uns diese damals angeschafft haben, waren wir auch auf der Suche nach einer praktischen und schönen Vorratsmöglichkeit für das Getreide und haben diese wunderschönen Getreidevorratssäcke entdeckt – ich freue mich noch heute an ihnen.

Und so haben wir unser Brot gebacken:

Zutaten:

1 kg Dinkel
2 Esslöffel Natursauerteigextrakt (bzw. die Angaben beachten, die auf der Packung stehen)
1 Päckchen Trockenhefe (nächstes Mal versuche ich es mit frischer Hefe, ich mag keine Trockenhefe)
1 1/2 TL Salz
ca. 600 ml Wasser
1-2 Esslöffel Quark

 

P.S. ich halte mich beim Backen selten an vorgegebene Rezepte – so wie hier backe ich unser Brot/unsere Brötchen schon immer. Dieses Mal habe ich aber zusätzlich noch den  Sauerteigextrakt zugegeben. Gewürze im Brot mögen meine Kinder nicht, deshalb belasse ich den Teig immer so schlicht – so essen es alle gerne (der erste Laib ist schon beinahe aufgegessen, obwohl wir grade nur zu dritt zu Hause sind 😉

Den Dinkel frisch mahlen (den größten Teil habe ich auf feinster Stufe gemahlen, den Rest etwas gröber). Wer zu Hause keine Mühle hat: Die meisten Bioläden bieten an, Getreide frisch zu mahlen. Es schmeckt wirklich anders als fertig abgepacktes Vollkornmehl!
Zum Mehl habe ich 2 Esslöffel Sauerteigextrakt und ein Tütchen Trockenhefe gegeben (eigentlich mag ich keine Trockenhefe, es war aber keine andere im Haus – ich wollte doch sofort drauflos backen). Dazu haben wir das lauwarme Wasser, Salz und Quark gegeben (kann man aber auch weglassen). Das Ganze habe ich zuerst mit der Küchenmaschine gut durchmengt, danach haben die Kinder den Teig auf dem Backbrett weiter geknetet*. Die Backschüssel wird dann mit einem Geschirrtuch zugedeckt und für ca. 30 Minuten an einen warmen Ort gestellt. Dann haben wir den Teig nochmal ordentlich geknetet* und zu zwei Laiben Brot geformt (man bekommt aus dieser Menge an Zutaten also ZWEI Brote).
Die Laibchen haben wir anschließend mit Mehl bestäubt und nochmal ein Stündchen mit einem Geschirrtuch bedeckt gehen lassen, bevor wir sie für 5 Minuten in den auf 220 °C vorgeheizten Backofen geschoben haben. Danach habe ich die Hitze auf 200 °C reduziert und das Brot nochmal ca. 40 Minuten weiter gebacken. Ach – ich schütte übrigens gleich zu Beginn (bzw. wenn ich das Brot in den Ofen schiebe) immer ein Tässchen Wasser unten in den Backofen (Obacht, das zischt ordentlich!!!) – das hat mir mal jemand geraten, seitdem mache ich das so, ohne weiter drüber nachzudenken (für irgend etwas soll es gut sein).
Gegen Ende der Backzeit prüfe ich, ob das Brot fertig gebacken ist, indem ich es aus dem Ofen hole und auf die Unterseite klopfe – es sollte ein nicht zu dumpfer hohler Klang zu hören sein (den Tipp habe ich vor Jahren von einer Bäckerin bekommen und das hat bei mir bisher prima geklappt.

Man kann die Laibchen auch in Gärkörbe (meist aus Peddigrohr) legen, die man zuvor mit einem Tuch auslegt. Wir haben ein Gärkörbchen aus Holzschliff, mit dem bin ich sehr zufrieden.

*Nachtrag: wenn der Teig auf dem Backbrett geknetet wird, sollte er nicht an den Händen kleben. Wir geben, falls nötig noch, nach und nach etwas Mehl dazu, bis der Teig schön geschmeidig ist. Zu trocken darf der Teig aber keinesfalls sein, denn Vollkornmehle brauchen noch genug Feuchtigkeit im Teig zum Quellen (vor allem, wenn noch ein Anteil recht grob gemahlenes Korn dabei ist). Meist genügt es, wenn man den Teig mit nur wenig Mehl bestäubt und das dann beim Kneten einarbeitet

Das Brot ist sooo köstlich, wir haben den ersten Laib schon beinahe aufgegessen – mit Butter und leckerer roter Traubenmarmelade, die meine Kinder vor ein paar Tagen von ihrer Freundin aus der Nachbarschaft geschenkt bekommen haben

Lieblingssprüchlein passend zum Thema (noch aus dem Kindergarten):

Erde, die uns dies gebracht,
Sonne, die es reif gemacht.

Liebe Sonne, liebe Erde,
Euer nie vergessen werde

Freitagsgrüße,

Michèle ♥

Profilbild, Michèle Brunnmeier, Fotograf, Bietigheim-Bissingen, Ludwigsburg

→ Hervorgehobene Textstellen in diesem Blogbeitrag sind mit Links versehen. Beim Anklicken öffnet sich ein separates Fenster mit weiteren Infos (teilweise zu Seiten innerhalb meiner Website, teilweise auf externe).
Persönliche Empfehlungen & Links in diesem Blogbeitrag beinhalten KEINE bezahlte Werbung!