Kindersand
Das schönste für Kinder ist Sand, Ihn gibt's immer reichlich. Er rinnt unvergleichlich Zärtlich durch die Hand.
Weil man seine Nase behält, Wenn man auf ihn fällt, Ist er so weich. Kinderfinger fühlen, Wenn sie in ihm wühlen, Nichts und das Himmelreich...
(Joachim Ringelnatz)
Vor zwei Jahren habe ich einen unglaublich inspirierenden und zauberhaften Ort gefunden – den Spielraum Strandgut in Berlin. Ich bin damals durch die Schöneberger Straßen spaziert, bis mein Blick an einem Gedicht von Joachim Ringelnatz hängen geblieben ist, das in feiner Handschrift in einem Schaufenster zu lesen war. Gleich dahinter hat sich eine wundersame Augenweide vor meinen Augen ausgebreitet, die mein Herz sogleich höher hat schlagen lassen.
Der lichte Raum war so sehr besonders und anmutig eingerichtet, so liebevoll und achtsam – mit allerlei alten Kaffee- und Nussmühlen, Reiben und anderen Küchenutensilien, kleinen nostalgische Schubladenschränkchen an den Wänden, Körben, Tüchern und – man mag es kaum glauben: Stroh & Sand!!!
Eine SINNreiche kleine Welt (nicht nur) für Kinder.
Leider war der Spielraum an diesem Tag geschlossen, so haben mich meine Füße am anderen Tag eben noch einmal in die Crellestraße 19/20 getragen, wo ich glücklicherweise Ute Strub höchstpersönlich angetroffen habe – Mutter und gute Seele des Strandguts. Es war unglaublich bewegend und eindrücklich für mich, diese kostbare Zeit mit ihr verbringen zu dürfen und ihren Erzählungen zu lauschen.
Ute Strub ist u.a. Physiotherapeutin, Gründungsmitglied des Berliner Emmi-Pikler-Hauses und gibt seit vielen Jahren zudem als Dozentin für Bewegungsentwicklung ihre reichen Erfahrungen u.a. an Kleinkindpädagoginnen und -pädagogen (nicht nur im Waldorfbereich) weiter.
Während meiner Weiterbildung am Waldorfkindergartenseminar im Stuttgart (das ist schon eine kleine Ewigkeit her) habe ich zum ersten Mal von den Grundlagen nach Emmi Pikler gehört (und daraufhin meine Einstellung zu Laufställchen komplett geändert) – im Strandgut lebt diese Idee in feinfühliger und wunderschöner Weise. Meine mitgebrachten Bilder lassen das hoffentlich erahnen. Ich war kürzlich noch einmal in Berlin und habe natürlich abermals Stirn und Nase sachte und bewegt an das Strandgut-Schaufenster geschmiegt. Dieses Mal hatte ich sogar das große Glück, Bilder mitnehmen zu dürfen. Lieben Dank noch einmal für die Erlaubnis ♥
Hier darf Sand „gemahlen“ werden – die Netze über dem nostalgischen Fleischwolf schützen kleine Fingerchen
Mitten im Raum steht diese mit Sand gefüllte riesengroße Schale – wie einladend das doch für ein Kind sein muss…
Für kleine Entdecker: antike Schubladenschränkchen (wie gerne ich wenigstens eines davon mit nach Hause genommen hätte), gefüllt mit allerlei Schätzen aus der Natur wie Schneckenhäusern, Muscheln, Samen…
Behutsamkeit
schon ganz kleine Krabbelkinder wagen hier mutig ihre Balance zu finden – ich hab`s selbst beobachtet
(Kletter- und Balanciergeräte nach E. Hengstenberg)
Tisch samt Bänkchen nach Emmi Pikler
Sorglosigkeit – das Stühlchen kann hier beim Spielen oder Essen nicht umfallen
Falls ihr also mal mit Kind (oder auch ohne) in Berlin seid – das Strandgut freut sich nicht nur über Besuch…
…sondern auch über eine Spende in den uralten Kinderstrumpf von Ute Strubs Vater ♥
Wen die Hintergründe/Grundlagen der Pikler-Kleinkindpädagogik interessieren, findet hinter meinen (im oberen Text hinterlegten) links einige erste Infos dazu.
Morgengrüße vom Lilleresli ♥