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In Alltagsgeschichten

Ostakras

Ostern steht vor der Türe und in diesem Jahr habe ich mir ganz, ganz kurz (oder auch ein bisschen länger) überlegt, unsere Ostereier mit echten Pflanzenfarben wie Rotkohl, Zwiebelschalen, Blaubeeren, Avocadoschalen/-kernen, Kurkuma, Ingwer usw. zu färben, wie es momentan der Trend ist, vor allem aber vielmehr deshalb, weil ich selbst seit Monaten dem Pflanzenfärbefieber verfallen bin und große Freude daran habe (auch in aktuellen acufactum-Buch Was wir lieben, das Hand in Hand mit Daniela Drescher entstanden ist, ist ein kleines Kapitel dazu zu finden).

Ich habe mich ziemlich schnell doch dazu entschieden, unsere Ostereier in gewohnter Weise wie jedes Jahr mit Naturpigmenten von AURO zu färben (es sind zwar ebenso Naturfarben, dennoch sehen die gefärbten Eier gewiss etwas anders aus als diese, die mit richtigen Pflanzen gefärbt sind).
Unsere beiden Kleinen glauben vielleicht in diesem Jahr zum allerletzten Mal so richtig an den Osterhasen (was ich eigentlich schon letztes Jahr angenommen habe). Man spürt nun wirklich, dass ihr kindlicher Osterhasenglaube langsam doch ins Wanken gerät und gerade deshalb möchte ich noch einmal alles ganz genau so handhaben und belassen, wie meine Kinder es kennen, auch die ihnen sicherlich sehr vertrauten Farben der Eier, die wir morgen wieder im Garten suchen und hoffentlich auch alleallealle finden. Schöner Trend hin oder her – das Gewohnte und Vertraute ist mir dieses Mal einfach wichtiger. Ich fürchte zudem, dass man für die echte Pflanzenfärbemethode vorzugsweise weiße Eier nehmen sollte, um wirklich gute Farbergebnisse zu erzielen – weiße Eier gibt es in Bioqualität jedoch nur leider sehr selten. Jedes Jahr öffne ich sämtliche Eierkartons im Bioladen, in der Hoffnung, das ein oder andere weiße Ei zu ergattern, denn auch mit meinen gewohnten Naturfarben erzielt man die leuchtendsten Farbergebnisse mit weißen Eiern – braune Eier sind dafür dennoch ganz ok. Ab und zu war schon mal ein weißes Ei dabei, in diesem Jahr habe ich kein einziges entdeckt.
Meine Kinder sind ohnehin nie beim Färben der Ostereier dabei, denn…schließlich macht das der Osterhase, nicht ich. Meine Buben haben sich neulich aber auch überlegt, ob es vielleicht Hühner gibt, die vor Ostern vielleicht sogar schon bunte Eier legen, extra für den Osterhasen. Das könnte natürlich auch sein…
Meine „kleine“ Tochter ist jetzt 18 Jahre alt, voriges Jahr hat sie mich zum aller ersten Mal in ihrem Leben abends in der Küche beim Eier färben beobachtet, was ich immer am Abend vor Ostersonntag mache, wenn eigentlich alle Kinder in ihren Betten liegen und schlafen – dieses Kind hat aber eben noch nicht geschlafen, ich war dazu wohl auch etwas (zu) nachlässig (sie war ja schon 17) und mich deshalb beim Ostereier färben erwischt. Das war für uns beide letztlich doch irgendwie ein seltsames Gefühl. Schade. Aber so war es eben. Heute beim Einkaufen hat sie mich nochmal ein bisschen enttäuscht daran erinnert. Wirklich schade. Menno. Das wird mir hoffentlich nie mehr passieren.

Die Schälchen mit Ostakras stehen schon bereit – die meisten Eier versteckt der Osterhase zwar querbeet im Garten, die allerschönsten Eier legt er aber bestimmt wie jedes Jahr in die gehegten und gepflegten und hübsch beschilderten Schälchen ♥

Apropos Eier – im Radio habe ich vor ein paar Tagen wieder einmal gehört, dass im vorigen Jahr beinahe 50 Millionen (!!!!) männliche Eintagsküken geschreddert (oder vergast) wurden – eine völlig gängige (und nach wie vor gesetzlich erlaubte) Praxis, weil sich die Aufzucht von männlichen Legehennen-Küken für die Betriebe einfach nicht lohnt, denn die Legehennen-Hähnlein legen schließlich keine Eier (sind aber auch keine Masthähnchen) und sind deshalb unwirtschaftlich, unnütz….
Wusstet ihr das????? Ich weiß das schon ziemlich lange (bin mal beim Einkaufen in einem etwas weiter entfernten Bioladen zufällig darauf aufmerksam geworden) und kaufe deshalb nun lieber Eier von Initiativen/Höfen, die die männlichen Küken nach dem Schlüpfen nicht völlig sinnlos töten (die Eier sind zwar teurer, durch den Mehrpreis wird aber eben die Aufzucht der männlichen Küken mitfinanziert). Als ich davon gehört habe, bin ich zur Inhaberin des Bioladens, in dem ich einkaufe und habe sie gebeten, Eier ins Sortiment zu nehmen, die aus Initiativen stammen, die ethisch anders denken und handeln – sie hat damals noch nie etwas davon gehört, sich aber zum Glück wohl informiert. Seitdem gibt es in unserem Bioladen nämlich  HähnleinEier. Glücklicherweise gibt es inzwischen mehr und mehr Initiativen, die Brüderchen von Legehennen mit aufziehen –  Bruderhahn  z.B. oder Brüderküken (leider kenne ich nicht alle Initiativen und kann deshalb auch nicht alle aufführen) – bei der Verbraucherzentrale gibt es weitere Infos dazu.
Ich muss gestehen, ich würde mich gerne größtenteils vegan ernähren, wenigstens aber vegetarisch und schäme mich dafür, dass ich meinen inneren Schweinehund noch immer nicht überwunden habe.

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Osterfest und viel Freude bei der Ostereiersuche,

Michèle ♥

Profilbild, Michèle Brunnmeier, Fotograf, Bietigheim-Bissingen, Ludwigsburg

→ Hervorgehobene Textstellen sind mit Links versehen. Beim Anklicken öffnet sich ein separates Fenster mit weiteren Infos (teilweise zu Seiten innerhalb meiner Website, teilweise auf externe).
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